Short Term 12 USA 2013 – 96min.
Filmkritik
Flüchtige Geborgenheit
Schreien, spucken und ausreissen? Ganz normaler Alltag in einer Auffangstation für verhaltensauffällige Jugendliche. Im Drama des Newcomers Destin Cretton wird wenig geschönt. Und trotzdem haben in diesem feinfühligen Film über die Traumata der Jugendlichen und ihrer Betreuer witzige Momente ihren Platz.
Die Jugendlichen in "Short Term 12" bleiben, wie der Name vermuten lässt, selten länger als ein Jahr. Grace (Brie Larson), Mason (John Gallagher Jr.), ihr Freund und Arbeitskollege, und das restliche Team kümmern sich in dieser Zeit aufopfernd um die Teenager. So geschieht es auch mit Jayden, die frisch in die Einrichtung einzieht und sich nur schwer öffnen kann. Langsam fasst sie Vertrauen zu Grace, die durch das Erzählte mit ihren eigenen Kindheitstraumata konfrontiert wird. Diese Konfrontation hinterlässt auch Spuren in ihrem Privatleben. Kann sie ihre Beziehung zusammenhalten und sich Mason genau so öffnen wie Jayden?
Regisseur Destin Cretton arbeitete selbst in einer solchen psychiatrischen Einrichtung und machte seine eigenen Erfahrungen in diesem schwierigen Umfeld. Diese verarbeitete er in einem Kurzfilm, mit dem er am Sundance Film Festival 2009 überraschend den Jurypreis gewann. Also spann Cretton die Story weiter und schrieb ein Drehbuch für ein Langspielfilm. Auch das mit Erfolg: Short Term 12 gewann in Locarno 2013 den Preis der ökumenischen Jury, Schauspielerin Brie Larson wurde mit einem silbernen Leoparden ausgezeichnet.
Durchaus verdient: Ihre natürliche Art überzeugt, und wenn die Kamera lange auf ihrem Gesicht ruht, sieht man jede Regung, jede Emotion. Auch John Gallagher Jr., der durch die TV-Serie The Newsroom bekannt wurde, könnte man stundenlang zuschauen, wie er als drolliger, warmherziger Mason an der immer grösser werdenden Distanz zwischen ihm und Grace langsam zu zerbrechen droht. Nur der Story könnte man vorwerfen etwas platt zu sein, gleicht Jaydens Geschichte jener von Grace doch fast aufs Haar.
Dem Charme des Films tut das aber keinen Abbruch. Ernsthafte und echt gehaltene Szenen aus einer psychiatrischen Einrichtung werden von witzigen, sehr rührenden Momenten abgelöst und hinterlassen den Eindruck eines liebevollen, unaufgeregten und echt wirkenden Dramas.
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Kommentare
Starkes Spielfilmdebut, das trotz aller Tragik auch enorm viel Hoffnung vermittelt.
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