The Lunchbox Frankreich, Deutschland, Indien, USA 2013 – 104min.

Filmkritik

Die Liebe, ein seltsames Spiel

Michael Lang
Filmkritik: Michael Lang

Ila ist Familienfrau und Mutter einer Tochter. Jeden Tag kocht sie für ihren Mann ein leckeres Mittagessen und lässt es per Kurier in die Firma liefern. Das ist in der Millionenstadt Mumbai in Indien ein Privileg derer, die es sich leisten können über die bescheidene Qualität gewöhnlicher Kantinenkost hinaus verpflegt zu werden. Doch im Kern des Ganzen geht es der attraktiven Ila noch um etwas ganz Anderes.

Sie spürt, dass sich ihr Mann ihr gegenüber immer gleichgültiger verhält, dass es in der Beziehung kriselt. Mit Hilfe ihrer Tante, einer raffinierten Köchin, versucht sie nun, die Speisen noch delikater zu machen. Denn schliesslich geht ja ein Teil der Liebe auch durch den Magen. Doch der Ehemann reagiert darauf nicht, was die Stimmung natürlich nicht aufhellt. Dabei kann der Gatte in diesem Fall gar nichts dafür; es stellt sich nämlich heraus, dass die Essenslieferung regelmässig an einen falschen Kunden geht. Nämlich an den griesgrämig wirkenden Chefbeamten einer Versicherung, der vor der Pensionierung steht.

Der aber nimmt wohlwollend zur Kenntnis, dass die Speisen plötzlich viel bekömmlicher sind und vermutet, sein Essenslieferant habe den Koch ausgewechselt. Doch dann findet er im Geschirr einen handgeschrieben Zettel Ilas an ihren Mann und schlagartig wird ihm die Verwechslung klar. Er schreibt an die unbekannte Absenderin zurück und das ist der Anfang einer wunderbaren Freundschaft, die immer persönlicher wird.

Parallel dazu erzählt der Film von der positiven Entwicklung der anfangs sehr distanzierten Arbeitsbeziehung zwischen Saanja und seinem designierten Nachfolger Shaik, einem etwas zu beflissenen jungen Mann. Alles zusammen ergibt dann eine spannungsvolle Handlung rund um ein paar verlorene, einsame Grossstadtseelen, deren Alltag durch zufällige Ereignisse ein paar Farbtupfer erhält. Allerdings verläuft dann doch nicht alles planmässig, weil dieser wunderbar inszenierte Film abseits aller ausgeleierten Bollywood-Kitschklischee realitätsnah aufzeigt, dass vor den vielfältigen Launen des Schicksals in den Niederungen des Alltags niemand gefeit ist.

The Lunchbox schaffte es beeindruckend, einerseits den Blick in die exotische Welt einer indischen Millionenmetropole zu öffnen und zum andern den universellen Charakter einer sensiblen, überraschenden Story zu vermitteln. Auch deshalb, weil Regisseur Ritesh Batra bis in die Nebenrollen hinein hervorragende Darsteller einsetzt, etwa den auch im Westen bekannten Irrfan Khan. Das Resultat dieser Kooperation ist eine etwas andere Lovestory, sanft ironisch und von melancholischer Zärtlichkeit.

10.04.2024

4

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Kommentare

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Barbarum

vor 8 Jahren

Süssbitter wird in unterhaltsamer Weise vom Leben und der Liebe erzählt. Allerdings kam mir das Ende dann zu abrupt.


Patrick

vor 10 Jahren

Liebe geht durch den Magen oder hier durch die Box, es ist einfach köstlich die Mimik der Darsteller und dessen Dialogen zu sehen, oder zu zu hören kurzum dieser Film macht einfach Appetit. Das Filmende ist sehr abrupt aber auch sehr realistisch.


ElizeH

vor 10 Jahren

J'ai bien apprécié l'atmosphère que Bombay et cette histoire avec un fin finalement moins banale que prévu.


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