Wir sind die Millers USA 2013 – 110min.

Filmkritik

We're the Millers

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

In Zeiten, in denen selbst Amerikas Sweetheart Sandra Bullock die zahmen Romanzen links liegen lässt, um in The Heat mal aufs Deftigste Vollgas zu geben, gehören Protagonisten mit jeder Menge Macken und das Überschreiten so mancher Geschmacksgrenze in Hollywood-Komödien längst zum guten Ton. Insofern liegt We're the Millers natürlich voll im Trend. Es zeigt aber auch, wie wenige Überraschungen man sich von diesem Film erwarten sollte.

Im Zentrum der Geschichte steht David Clark (Jason Sudeikis), der irgendwie auf seinem College-Lebensstil hängen geblieben ist und seinen Lebensunterhalt noch immer als Drogendealer verdient. Was für eine kleine Nummer er in diesem Business ist, zeigt sich allerdings schon daran, wie leicht es ein paar Gaunern fällt, ihn um all sein Verdientes zu bringen. Um seine Schulden zu bezahlen, gibt Gangsterboss Gurdlinger (Ed Helms) ihm eine letzte Chance. David soll nach Mexiko reisen und von dort eine Drogenlieferung zurück in die Staaten schmuggeln. Die Tarnung die er sich dafür ausdenkt, ist das Originellste an diesem Film: gemeinsam mit der Stripperin Rose (Jennifer Aniston), dem tollpatschigen Nachbarsjungen Kenny (Will Poulter) und Herumtreiberin Casey (Emma Roberts) gibt er sich im gemieteten Wohnmobil als typisch amerikanische Touristen-Familie aus.

Ein wenig liest sich der Plot von We're the Millers wie die Idee für einen Sketch der legendären Comedy-Show "Saturday Night Live". Vermutlich hätte er genau dort auch ziemlich gut funktioniert. Ausgedehnt auf anderthalb Stunden aber gestaltet sich die Sache reichlich zäh. Anders als Erstlingsregisseur Rawson Marshall Thurber beherrscht Aniston zwar noch immer das bei Friends erlernte Sitcom-Timing. Leinwandfüllend ist das allerdings noch immer nicht. Zumal ihr Gegenpart Sudeikis, der tatsächlich aus der "SNL"-Schmiede stammt, aber schon dort nie zu den besten Komikern gehörte, nicht stark genug ist, sie mitzureißen. Da könnten sich beide eine Scheibe abschneiden bei Kollegen wie Nick Offerman und Kathryn Hahn die sich hier in undankbaren Nebenrollen die Seele aus dem Leib spielen.

Größtes Problem der bemerkenswert unlustigen Komödie ist allerdings das Drehbuch. Jeder Gag ist nach dem immer gleichen Schema aufgebaut; so gut wie nie kommt es mal vor, dass man von einer Pointe überrascht wird. Zumindest nicht im Positiven. Was homophobe Gay Panic-Witze und sein reaktionäres Frauenbild (das mit weiblicher Sexualität nur umgehen kann, solange die Frau am Ende eben doch das Zeug zur Mutter hat) angeht, unterbietet We're the Millers so manches Niveau. So zeigt sich hier letztlich nur wieder, dass etablierte Erfolgsrezepte wertlos sind, wenn man sie nicht wirklich verinnerlicht hat. Denn alle Anti-Helden und vermeintlich schockierenden Vulgaritäten bringen rein gar nichts, wenn ein Film sie letztlich zugunsten erzkonservativen Spießertums verrät.

03.05.2024

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Kommentare

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Barbarum

vor 8 Jahren

Der Film versucht so verzweifelt krass zu sein, dass es zum Schluss einen einfach nur noch ermüdet.


Schlosstaube

vor 10 Jahren

Uebertrieben und langweilig!


lu13152

vor 10 Jahren

Fängt sehr lustig an, wird gegen Schluss jedoch langsam berechenbar und nimmt entsprechend an Spannung ab.


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