Das grenzt an Liebe USA 2014 – 94min.
Filmkritik
Zum Vergessen
Gleich mit seiner ersten Regiearbeit – der bis heute zu Recht kultisch verehrten Rock-Mockumentary This Is Spinal Tap – gelang Rob Reiner in den 80er Jahren ein großer Wurf. Was dann folgte, war ein wahrer Lauf, der manchen Klassiker hervorbrachte und Reiner zu einem der wichtigsten zeitgenössischen Filmemacher des US-Kinos werden ließ: Stand By Me, When Harry Met Sally, A Few Good Men. Ab Mitte der 90er verließ den Regisseur das Glück. Oder das Talent? Die meisten Filme waren nicht der Rede wert. Und leider ändert daran auch sein neuer Film And So It Goes nichts.
Vor Reiners Kamera stehen dieses Mal mit Michael Douglas und Diane Keaton zwei der ikonischsten Darsteller unserer Zeit. Er platziert sie in ein ganz und gar herkömmliches Schema der romantischen Komödie. Douglas spielt einen erfolgreichen, emotional erkalteten Immobilienmakler, der nach dem Tod seiner Frau selbst niedlichen Kindern und putzigen Hunden mit grimmiger Biestigkeit begegnet. Selbstverständlich auch seiner ebenfalls verwitweten Nachbarin, die von Keaton mit einer nicht unbekannten Mischung aus porentiefer Gutherzigkeit und emotionaler Hysterie gespielt wird.
Nun ist nichts einzuwenden gegen eine klassische RomCom nach dem Prinzip "was sich neckt, das liebt sich". In den richtigen Händen ist das Genre noch immer für einen amüsanten Kinoabend gut, zumal wenn – wie in diesem Fall – talentierte Schauspieler am Start sind und das Drehbuch smart und clever ist. An letzterem hapert es bei And So It Goes allerdings schon mal gehörig. Abgesehen davon, dass Keaton trotz eher durchschnittlicher Stimme hier eine Sängerin verkörpert, wartet das Skript mit keiner einzigen Überraschung auf. Alles, aber auch wirklich alles kommt exakt so, wie es jeder erwartet, der in seinem Leben auch nur einen einzigen Film dieser Art gesehen hat.
Auch Reiners Inszenierung fällt nicht das Geringste ein, wie er der Geschichte irgendeine Originalität abgewinnen könnte. Rast-, aber lustlos hakt er einen Handlungspunkt nach dem nächsten ab und lässt dabei den Figuren noch nicht einmal die Chance, nur schon ansatzweise so etwas wie Tiefe entwickeln oder Interesse wecken zu können. Von der Multikulti-Nachbarschaft auf dem schicken Grundstück am See über die plötzlich auftauchende unbekannte Enkelin bis hin zu den bisweilen hanebüchenen Dialogen – rein gar nichts wirkt in And So It Goes auch nur ansatzweise authentisch. Und dass der gleiche Regisseur einst (zugegebenermaßen mit Nora Ephrons Hilfe) Meg Ryan und Billy Crystal zum Traumpaar einer ganzen Generation machte, macht dieses Fazit umso erschütternder.
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Kommentare
Ich würde dieser Filmkritik beipflichten, wenn es die Aufgabe eines jeden Autors wäre - und zwar egal, welchen Mediums er sich bedient -, sein Publikum einfach bloss zu überraschen. Ich vermag zwar keinen Film zu machen, aber zu überraschen gelingt zuverlässig immer, sofern überhaupt Erwartungen bestehen. Das gelänge mir sicher. Sogar Langeweile überrascht, wer in Erwartung eines Thrillers eine Dokumentation über was auch immer zu sehen kriegt. Bloss, wenn wir ganz ehrlich sind, suchen wir denn tatsächlich immer die Überraschung? Und wenn es denn so wäre, würde nicht genau das Fehlen eines Happy-Ends aus einem Lustspiel eine Tragödie machen? Ich vermute mal, dass wer sich einen Sportwagen zulegt, wenig Gefallen an der Überraschung fände, dass die Erregung beim Fahren ausbleibt, weil sich der Bolide am Ende als reine Spassbremse entpuppt. Das ist überraschend, daran besteht kein Zweifel, es ist aber gleichermassen auch enttäuschend. Wirklich geglückt wäre das Fahrzeug für den Käufer vermutlich dann, wenn es jede Erwartung mehr oder weniger weit hinter sich liesse.
Kehren wir nun nach dem Intermezzo mit Autoliebhabern und dem gleichermassen überraschenden wie auch originellen Massstab der Überraschung als alleine günstig zu wertendes Merkmal der Bemessung zurück zum Kern, und damit zum Film und der Geschichte, die dieser uns erzählt. Man mag Bilder lieben, die nicht gemalt worden sind und als Titel etwas tragen wie ‚Nichts auf weissem Grund‘ oder Musikstücke mit dem Namen ‚Keine Töne‘, bei denen über 5 Minuten und einigen Sekunden tatsächlich nichts zu hören ist - beides war mal überraschend, genau genommen einmal, genau einmal und auch nur einmal -, während andere Leute Bilder vorziehen, die eine spezifische Ästhetik aufzuzeigen vermögen und Musik, die interessiert, ohne dazu einen Anschlag auf das Trommelfell und den Geschmack zugleich verüben zu müssen. Ohne zu überraschen, vermögen gelungene Elaborate zuweilen zu gefallen, weil sie Bekanntes aus neuer Perspektive zeigen, besonders akkurat sind oder - wie in diesem Fall - die eine grosse Zuneigung des Autoren zum Gegenstand vermuten lassen, den wir durch seine Augen wahrnehmen dürfen.
Wenn langweilig ist, was sich entpuppt als das, was es tatsächlich ist, dann ist der Film langweilig. Das Leben auch, nebenbei bemerkt. Mindestens, wenn man auch hier den gleichen Massstab anwenden will. Wer über die notwendige Musse verfügt und das Leben nicht längst hasst, der könnte an diesem Film gefallen finden. Ich kann ihn jedenfalls empfehlen.… Mehr anzeigen
Gelöschter Nutzer
Verfasst vor 9 Jahren
Wo der Astronautenanzug für einmal in Kleiderschrank bleiben kann. Sehr gelungene Komödie, die alle möglichen Gesichtsfalten glättet beim Lachen
Gelöschter Nutzer
Verfasst vor 10 Jahren
Der Film war schön, hat mich unterhalten, aber bot keinerlei Überraschungen. Habe mit den Hauptdarstellern schon bessere Filme gesehen.
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