Dawn Deutschland, Israel, Schweiz, Grossbritannien 2014 – 95min.
Filmkritik
Keine Momente für Mitleid
Palästina 1947. Israelische Untergrundkämpfer halten einen britischen Offizier gefangen. Der Brite dient als Geisel, um einen Untergrundkämpfer in Gewalt der britischen Besatzer freizupressen. Ein intimes Kammerspiel mit historischem Hintergrund – und dem Zürcher Joel Basman.
Ein Raum, ein Tisch, ein Radio, ein Telefon. Drei Männer, ein Youngster und eine ungewisse Zukunft. Gad (Liron Levo) ist der Anführer der Gruppe, der Verbindungsmann nach draussen. Gideon, praktizierender Jude, und Joav, ein ehemaliger Krimineller, beschnuppern sich, töten die Zeit. Besonders Joav provoziert Youngster Lisha, welcher den Holocaust in Polen überlebt hat. Zu dieser Gruppe im Schulgebäude stösst die Radiomoderatorin Ilana (Sarah Adler), die sich schwesterlich um den verunsicherten Lisha kümmert. Er hat seine Eltern durch die Nazis verloren, sucht Halt. Sie erscheinen ihm von Fall zu Fall, auch als er in den Keller zum gefangenen Offizier Dawson (Jason Isaacs) steigt, um ihm Nahrung und Wasser zu bringen. Er ist im Grunde seines Herzens gegen die Tötung der Geisel, sieht keinen Sinn im alten Bibelspruch "Zahn um Zahn".
Eine Nacht lang warten auf das Unvermeidliche. Und dem jüngsten Mitglied dieser Gruppe wird allmählich klar, dass er als Henker ausersehen ist, dass er den Briten erschiessen soll, wenn die britischen Besatzer im Morgengrauen tatsächlich den Israeli hinrichten. Er ist ebenso Gefangener wie der Brite. Der Zürcher Joel Basman als Lisha, jüngst mit dem Prix Walo und dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet, bietet eine reife, wenn nicht seine reifste Leistung als Schauspieler.
Das Kammerspiel des Schweizers Romed Wyder ist ein Psychothriller auf engstem Raum. Dabei stehen Fragen im Zentrum wie: Heiligt das Ziel die Mittel? Ist Gott ein Friedenskämpfer oder Terrorist? Das düstere Drama, das erst mit grosser Verspätung in unsere Kinos kommt, spielt auf eine Zeit an, in der Israelis die Terroristen waren und um einen eigenen Staat kämpften.
Leider hat die Filmproduktion Dschoint Ventschr nicht darauf verzichten können, dem Film eine Art israelische Wochenschau anzuhängen. Junge Zuschauer sollen so auf den historischen Background und die Entwicklung Israels hingewiesen werden – halbherzig und fragmentarisch. Der Anhang ist jedoch filmisch wie pädagogisch missraten. Ein konzentrierter Schlusstext hätte mehr erreicht als diese Bilderschnitzel.
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung