Driften Schweiz 2014 – 93min.
Filmkritik
Auf der Überholspur
In Karim Patwas Erstling Driften steht ein ehemaliger Raser im Mittelpunkt, der die Kontrolle über sein Leben wiedererlangen möchte.
Driften nennt man das beabsichtigte Querstellen eines Rennautos, um schneller eine Kurve zu durchfahren. In Karim Patwas Debütfilm steht der Ausdruck ebenfalls für illegale Strassenrennen: Wettkämpfe, in denen sich junge Wilde gegen alle Vernunft der Geschwindigkeit hingeben. Einer davon war Robert (Max Hubacher, bekannt aus Der Verdingbub). Auf der Suche nach Adrenalin peitschte er seinen getunten Golf GTI Mal für Mal über die öffentlichen Strassen. Bis das eines verhängisvollen Tages einem Mädchen das Leben kostete.
Vier Jahre nach der Trägodie hat Robert seine Strafe abgesessen und versucht einen Neustart. Der Verführung des durchgedrückten Gaspedals kann er in all seinem Schuldbewusstsein widerstehen – vorerst. Denn die hämischen Ex-Kumpels triezen ihn, und der neue Freund namens Sandro (CH-Filmpreisträger Scherwin Amini als sprücheklopfender Autonarr) bringt Robert nichtsahnend soweit, erneut Kurs in Richtung Abgrund zu nehmen. Das grösste Risiko aber geht er mit seiner Annäherung zu Alice (Sabine Timoteo) ein, der Mutter des von ihm getöteten Mädchens.
Schreckensmeldungen von jungen Autofahrern, die mit überhöhter Geschwindigkeit Unfälle bauen, hört man mit verlässlicher Regelmässigkeit. Storys, die vor allen den Boulevard-Medien trefflichst in die Hände spielen. Reisserisch werden dann die Ereignisse ausgeschlachtet, wobei oftmals die psychologischen und gesellschaftlichen Profile der Unfallverursacher nur skizzenhaft bleiben.
In seinem Erstling will Karim Patwa hinter die Schlagzeile schauen, einen Menschen im Vakuum seiner Tat näherbringen. Entstanden ist dabei ein elektrisierender und zuweilen unbequemer Film. Aber auch ein Film, der in seiner Anspannung doch nie um Situationskomik verlegen ist. Hervorragend, wie Patwa in nur wenigen Szenen die Faszination dieser jungen Männer an Autos und Geschwindigkeit darlegt, eine verdrehte Jugendkultur in Blech veranschaulicht, ohne dass tatsächlich viel in diesem Film herumgerast wird.
In Max Hubacher hat Patwa überdies einen Schauspieler gefunden, der die zerrissenen Züge seiner Figur beeindruckend geltend machen kann. Den Dämonen kann dieser Robert offensichtlich nicht entfliehen – womöglich fühlt er sich gerade deshalb so zu Alice hingezogen. Seinen Fremdsprachenunterricht bei ihr baute Patwa und Ko-Autor Michael Proehl klug ins Skript ein: Erst schafft die Sprache Abstand, dann aber die Chance, sich dem Unaussprechbaren zu nähern. Sabine Timoteo redet dabei perfektes Englisch und ist überhaupt hierzulande die Mimin, die wie keine andere eine Alice auf den Punkt bringen kann.
Dein Film-Rating
Kommentare
Vom Thema her und von der Darsteller~Leistungen Top.Die Umsetzung des Filmes ist etwas langatmig.Fazit : Hat durchaus Höhepunkte ist aber auch extrem langatmig.
Ae gueti Gschicht mit interessante Wändige. Nummä die zwo dütsche Schouspielerine i Näbäroue irritiere mit ihrem Hochdütsch äs biz.
Sie müssen sich zuerst einloggen um Kommentare zu verfassen.
Login & Registrierung