Here Is Harold Norwegen 2014 – 87min.

Filmkritik

Kampf gegen den Möbelriesen

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

Im Entführungs-Roadmovie Here is Harold will ein ehemaliger Möbelgeschäft-Besitzer IKEA-Gründer Ingvar Kamprad entführen. Regisseur Gunnar Vikene gelingt ein glänzend gespielter Film voll skurriler Momente, kann sich aber zu oft nicht zwischen den Genres entscheiden.

Seit 40 Jahren betreibt Harold (Bjørn Sundquist) nun schon sein Möbelgeschäft. Doch mit der Eröffnung der neuen IKEA-Filiale in der Nachbarschaft kommt das Aus. Es dauert nicht lange, und Harold verliert sein geliebtes Geschäft und bald auch das Haus. Von Rachegelüsten getrieben beschließt er, IKEA-Gründer Ingvar Kamprad (Björn Granath) zu entführen. Auf dem Weg nach Schweden trifft er die 16-jährige Ebba, die spontan in den Plan mit einsteigt. Nachdem die Entführung tatsächlich gelungen ist, überrascht Kamprad mit unvorhersehbarem Verhalten: er freut sich über die Entführung, in der Hoffnung, dadurch in der Öffentlichkeit bald besser dazustehen.

Mit Here is Harold legt der norwegische Regisseur Gunnar Vikene seinen ersten Film seit fünf Jahren vor. Bekannt wurde er in Europa vor allem mit dem Familienfilm Trigger (2006). Vikene übt mit seinem Film zwar ganz offen Kritik am Billigwahn und der aggressiven Verdrängungspolitik kleiner Möbelgeschäfte durch IKEA und Gründer Kamprad, lässt diesen, einen der reichsten Menschen der Welt, dabei aber durchaus als nicht unsympathischen, zu Witzen aufgelegten Zeitgenossen erscheinen.

Absurder, schwarzer Humor zieht sich durch den gesamten Film, der diesen antreibt und einen großen Reiz ausmacht. Die humoristischen Töne und witzigen Momente sind zumeist präsent, auch wenn der Film freilich auch immer wieder nachdenklich und betrübt stimmt, etwa wenn Harold innerhalb kurzer Zeit alles verliert. Die Szenen, in denen Harold etwa bei dem Versuch scheitert, sich selbst in seinem bankrotten Geschäft anzuzünden oder er gemeinsam mit Kamprad im Eis einbricht und sie sich – wie überhaupt oft im Film – ironisch-bissige Wortgefechte liefern, dann sind das mit die stärksten Augenblicke im Film.

Regisseur Vikene nimmt sich aber auch zu viel vor, wenn er seinen Film gleichzeitig Entführungskrimi, Komödie, Roadmovie und gar Familiendrama sein lassen will. Allein den Einschub bzw. Subplot des Besuches von Harold bei seinem Sohn, hätte es nicht gebraucht. Schließlich gibt es da ja auch noch die 16-jährige Ebba, die sich auf die Seite von Harold schlägt. Dieses Gespann erinnert hier und da an Jean Reno und Natalie Portman in Leon - Der Profi, in dem ein älterer Mann und ein junges Mädchen gemeinsam ein (ebenfalls nicht wirklich legales) Ziel verfolgen und gleiche Weltanschauungen haben. Schauspielerisch punktet der Film voll und ganz, vor allem Björn Granath schafft es, mitunter gar menschliche Züge beim Multi-Milliardär mit Nazi-Vergangenheit aufflammen zu lassen, der mit Harold sogar Gemeinsamkeiten hat.

14.12.2015

3

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Kommentare

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holiday88

vor 8 Jahren

"Here is Harold" bietet gute Unterhaltung und viel Spass. Wer schwarzen Humor und kuriose Geschichten mag, dem würde ich den Film sehr ans Herz legen.


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