L'homme qu'on aimait trop Frankreich 2014 – 116min.
Filmkritik
Eine Frau verschwindet
Das finanziell angeschlagene Casino an der Riviera ist ihr Leben. Direktorin Renée Le Roux sieht sich jedoch zwei Widerstandskräften ausgesetzt, ihrem Anwalt Maurice Agnelet und ihrer Tochter Agnès, die ihren Anteil fordert und mit dem Gegner zusammenspannt, dann aber 1977 spurlos verschwindet. Ein emotioneller Psychothriller von André Téchiné, geprägt von Catherine Deneuve als Renée und Adèle Haenel als Agnès.
Das Casino "Le Palais de la Mediterranée" in Nizza ist in die Jahre gekommen und finanziell angeschlagen. Konkurrenten wie Fratoni (Jean Corso) lauern auf die erstbeste Gelegenheit es zu übernehmen. Direktorin Renée - "Le Palais" ist ihr Lebenswerk - steckt in Schwierigkeiten. Erst recht als ihre Tochter Agnès 1976 nach gescheiterter Ehe auftaucht und ihren rechtmässigen Anteil fordert. Renée trifft schwerwiegende Entscheide und unterschätzt dabei den Anwalt Maurice Agnelet, dem sie den Laufpass gibt. Ausgerechnet in den verliebt sich ihre Tochter. Der ehrgeizige Charmeur bändelt mit Fratoni und seinem Mafia-Clan an und zieht Agnès mit, die nun mithilft, ihre Mutter zu entmachten. Agnès hat endlich das geforderte Kapital, setzt ganz auf die Karte ihres Liebhabers Maurice und verschwindet 1977 spurlos. Ihre Mutter setzt alles daran, Maurice Agnelet, der das Konto von Agnès geplündert hat, zu überführen, doch es fehlen Leiche und Beweise.
Der sogenannte Casinokrieg in den Siebziger- und Achtzigerjahren spielt nur eine Nebenrolle im Beziehungsdrama von André Téchiné, der zusammen mit Jean-Charles Le Roux und Cédric Anger auf Grundlage des Buchs "Une femme face à la Mafia" das Drehbuch erarbeitet hat. Regisseur Téchiné konzentriert sich auf drei Ebenen: Da ist einmal das gestörte Verhältnis zwischen der dominierenden Mutter und ihrer Tochter. Dann Agnès' leidenschaftliche Liebe und Hingabe zum windigen Maurice, der sie davor warnt, ihn zu sehr zu lieben. Schliesslich die Bemühungen von Renée Le Roux 30 Jahre lang, Maurice als Mörder zu überführen.
Die Grundkonstellation entspricht den Tatsachen, doch Téchiné nimmt sich die Freiheit, zu verdichten, gewisse Personen wie Jean-Charles, Bruder von Agnès, und andere Personen weg zu lassen. Sein Psychodrama beschreibt einerseits also Machenschaften eines Karrieristen sowie die einseitige Liebe und der Verrat einer jungen Frau, andererseits den Verlust einer Mutter und ihr Bestreben, den Tod ihrer Tochter aufzuklären und den potenziellen Täter zu verurteilen. In diesem Psychothriller, in dem der Prozess nur einen kleinen Teil ausmacht, dreht sich alles um drei Menschen: um den undurchsichtigen, aber charmanten Maurice, der nur auf seinen Vorteil bedacht ist (ideal Guillaume Canet), um die flatterhafte, unglückliche Agnès (total überzeugend Adéle Haenel, Les Combattants) und die verzweifelte Casino-Betreiberin Rénée Le Roux (mit Grandezza Catherine Deneuve). Die Tragödie einer wahren Begebenheit.
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