Suffragette Grossbritannien 2014 – 106min.
Filmkritik
Freiheit ist aller Menschen Recht
Es ist ein emotional mächtiges Stück Kino, das Regisseurin Sarah Gavron hier abgeliefert hat. Die Kraft der Erzählung rührt dabei nicht nur aus den Schicksalen, die hier gezeigt werden, sondern auch aus dem Umstand, dass es eine wahre Geschichte ist, die nicht nur spannend ist wie ein Thriller, sondern auch Licht auf eine Zeit wirft, in der Frauen Menschen zweiter Klasse waren.
London zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Seit Jahrzehnten versuchen Frauen, das Wahlrecht zu erlangen, doch sie sind keinen Schritt weitergekommen. Nun werden die so genannten Suffragetten von ihrer Anführerin aufgerufen, mit zivilem Ungehorsam zurückzuschlagen. Eine dieser Frauen ist Maud Watts, glücklich verheiratet und Mutter eines kleinen Jungen. Sie arbeitet in einer Wäscherei und hat sich mit ihrem Leben abgefunden, aber träumt dann doch davon, dass das nicht alles gewesen sein kann. Doch indem sie sich den Suffragetten anschließt, läuft sie Gefahr, alles zu verlieren, was sie je geliebt hat.
Das Skript von Abi Morgan erzählt die Geschichte sehr intim, aus Sicht einer Person, spiegelt über ihre Erlebnisse aber die Größe des Konflikts wider. Und ein Konflikt war es, wurden die Suffragetten doch verfolgt, als wären sie eine terroristische Zelle. Für das Patriarchat jener Zeit waren sie aber genau das. Die Reaktion besteht zuerst aus Überwachung und Repressalien, geht mit Inhaftierung weiter und mündet in barbarischen Methoden. Es ist ein Krieg, den die Frauen hier austragen, erklärt Carey Mulligans Figur dem großartig aufspielenden Brendan Gleeson. Nicht, weil sie es so gewollt hätten, sondern weil der Mann nur diese eine Sprache versteht. Ein Krieg, den die Männer nicht gewinnen können, da in jedem Heim auch eine Frau ist und sie die halbe Menschheit stellen.
Aus heutiger Sicht ist es völlig selbstverständlich, dass jeder Mensch gleiche Rechte hat. Umso beeindruckender ist Suffragette, das zeigt, dass vor nicht allzu langer Zeit Frauen noch für ihre Freiheiten kämpfen mussten – und einen hohen Preis dafür bezahlten.
Suffragette ist in erster Linie Mulligans Film, das sie umgebende Ensemble ist jedoch hervorragend. Die Figuren verkommen nicht zur Staffage, sondern sind auch für die Entwicklung von Maud Watts essenziell. Nur Meryl Streep ist als gottgleiche Anführerin der Suffragetten verschwendet, hat sie doch nur einen fünfminütigen Auftritt.
Vor dem Nachspann klärt ein Text darüber auf, wann Frauen Wahlrechte in anderen Ländern erhalten haben. Gerade da zeigt sich, dass der Film nicht nur etwas über die ferne Vergangenheit zu sagen hat, wenn man in dieser Liste bemerkt, dass es das Frauenwahlrecht in der Schweiz erst seit 1971 gibt.
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Kommentare
Regisseurin Gavron hat schon mit BRICK LANE (2007) bewiesen, dass sie es versteht, Frauenthemen behutsam aber eindringlich darzustellen. Für ihre ‘Obersuffragetten‘ hat sie drei ganz Große auf die Leinwand gebracht. Meryl Streep (Emily Pankhurst) gibt nur ein kleines aber überzeugendes Gastspiel, Bonham Carter (Edith Ellyn) ist für die Logistik der Aktionen verantwortlich und Carey Mulligan (Maud) macht mit ihrer Rolle einerseits den Weg in die Frauenproteste deutlich, andererseits verkörpert sie das zentrale Thema: Frauen als Ehefrau und Mutter, die gleichzeitig zeichensetzende Aktionen gegen die Unterdrückung der Frau durchführen. Dabei geraten sie immer wieder in Konflikt mit dem Gesetz. Sarah Gavron lässt die wenigen Vertreter der männlichen Zunft korrekt aber nicht allzu negativ wegkommen, obwohl Mauds Ehemann Sony (Ben Whishaw) auch nur die damals allgemein übliche Meinung vertritt, die mancherorts auch heute noch anzutreffen ist: Frauen sind nur zuständig für Kinder, Küche und eventuell noch Kirche. Kommissar Steed (Brendan Gleeson) tut nur ganz unaufgeregt seine Pflicht und da stören die Mädels nun mal die öffentliche Ordnung.
Dramaturgisch setzt Sarah Gavron auf Spannungssteigerung. Von den überfallartigen Auseinandersetzungen mit der Polizei geht es über Hungerstreik und Zwangsernährung bis zum ersten Opfer Violet Miller (Anne-Marie Duff) auf der Rennbahn in Epsom. Jetzt kann die Öffentlichkeit (inklusive König Georg V.) die Augen vor dem Anliegen der Frauen nicht länger verschließen. Nach der ersten Märtyrerin der Bewegung folgen im Abspann einige Daten über die Einführung des Frauenwahlrechts auf der Welt. Und da sind durchaus Überraschungen dabei. Überzeugend, einfühlsam und preiswürdig. Aus heutiger Sicht schier unglaublich. Es musste halt mal gesagt werden.… Mehr anzeigen
Sicher sehenswert. Streift auch andere, durchaus aktuelle Themen wie Sorgerecht und Missbrauch am Arbeitsplatz. Für genügend Gesprächsstoff beim Bier nach dem Kino ist auf jeden Fall gesorgt.
Ein Film mit Tiefgang und der einem ins Herz schleicht. Die Schauspielerinnen sind excellent.
Toller Film, nicht nur für Frauen
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