Tu veux ou tu veux pas? Belgien, Frankreich 2014 – 90min.
Filmkritik
Ein laues Liebeslüftchen
Lambert und Judith sind attraktiv, intelligent. Und sexsüchtig. Als sie plötzlich zu Arbeitspartnern werden, denkt man sofort: Jetzt wird im Büro gerammelt. Passiert aber nicht, weil im Film von Tonie Marshall der Herr als Chef seine neue Mitarbeiterin auf Distanz hält. Der Schürzenjäger will seine Libido zügeln und endlich ruhiger werden. Das ist eine hübsche Ausgangslage für ein augenzwinkerndes Liebesduell. Doch dem Stoff mangelt es in der Umsetzung an Esprit und Ironie. Schade, denn mit dem populären Chansonnier Patrick Bruel und der sinnlichen Sophie Marceau spielen zwei echte Stars die Hauptrollen.
Alles beginnt damit, dass der Ehetherapeut Lambert dringend eine Assistentin sucht. Neben vielen untauglichen Bewerbern stöckelt auch die taffe, gerade arbeitslose Managerin Judith zum Vorstellungsgespräch in die Praxis. Sie erhält den Job auf Probe, obwohl sie von Psychologie keinen blassen Schimmer hat. Lambert ist zwar angetan, versucht aber, seinen virilen Jagdinstinkt zu unterdrücken. Er bittet Judith, sich für die Arbeit etwas weniger sexy zu kleiden und sich zurückzuhalten, wenn er mit seinen Klienten über deren Alltagssorgen und Intimleben redet. Doch die liebeserfahrene Judith ist keine, die aufs Maul hockt. Bald stellt sie in den Sitzungen kecke Fragen und erteilt aus dem Bauch heraus kluge Ratschläge. Bei den Kunden kommt das durchaus gut an. Doch dem Boss ist das viel zu offensiv und er wird unruhig, weil ihm Judith dauernd den Hof macht.
Regiefrau Tonie Marshall war vor Jahren mit durchaus sozialkritischen Komödien wie Vénus beauté (institut) oder Passe-passe erfolgreich. Nach einer längeren Pause wagt sie jetzt ein Comeback. Doch von ihrem schmissigen Stil mit gepfefferten Dialogen und einer originellen Handlung ist besonders im ersten Teil herzlich wenig zu sehen. Sehr schade, weil doch gerade der französische Film eine lange Tradition darin hat, die Balztänze der Geschlechter locker aufzubereiten. Zu gefallen wissen wenigstens einige Auftritte von Gaststars wie derjenige vor Pop-Sängerin Sylvie Vartan als Lamberts smarte Mama.
Nun, der Ausgang von Tu veux ou tu veux pas ist natürlich auch absehbar - man weiss von Anfang an, dass es nur eine Frage der Zeit sein kann, bis der etwas hölzerne Lambert seiner Sex-Abstinenz entsagen wird und den Avancen Judiths (Sophie Marceau ist hinreissend) erliegt. Als Zuschauer könnte man damit gut leben, wenn der Weg zum Happy End passionierter, frecher, lustvoller, etwas stürmischer erzählt würde. Doch hier weht nur ein laues Liebeslüftchen.
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