CH.FILM

Über-Ich und Du Österreich, Deutschland, Schweiz 2014 – 94min.

Filmkritik

Persiflierte Psychologie

Filmkritik: Eduard Ulrich

Der Hallodri Nick Gutlicht und der pensionierte Psychologe Curt Ledig müssen Umstände halber einige Tage miteinander verbringen. Die psychischen Defizite Gutlichts wecken die professionellen Reflexe Ledigs, und aus der lockeren organisatorischen wird eine enge therapeutische Beziehung. Diese Folie dient Regisseur und Drehbuchmitautor Benjamin Heisenberg, psychologische Methoden zu persiflieren. Dass dabei meist alltägliche Reaktionen psychologisch umgedeutet werden, nützt sich ab, und die platte Rahmenhandlung zusammen mit den schwachen Nebenfiguren beeinträchtigen das Vergnügen am Spiel erheblich.

Benjamin Heisenberg stammt aus Süddeutschland, wo er auch seine Ausbildung absolvierte. Er lebt nun in Luzern und holt mit seiner in München und Umgebung angesiedelten Komödie die drei großen deutschsprachigen Länder Deutschland, Österreich und die Schweiz ins schaukelnde Boot der Irritationen und Anspielungen. Seine Besetzung stammt aus allein drei Ländern, und man fragt sich am Ende, ob dieses Spektrum eher geschadet als genützt hat.

Seine Geschichte zwingt den Hallodri Nick Gutlicht (Georg Friedrich) und den berühmten Psychologen Curt Ledig (André Wilms) für einige Tage zusammen. Beide haben ihre Leichen im Keller und sollen - so der Einfall des Regisseurs und Drehbuchmitautors - aneinander genesen. Beides, sowohl das Genesen als auch die Idee zur Komödie, klappt nicht so richtig, denn die schludrig konstruierte Rahmenhandlung zusammen mit der ungewöhnlich schwachen schauspielerischen Leistung der Nebenfiguren, vergällen einem das Vergnügen an der verspielten Anlage der Geschichte doch massiv. Immerhin bleibt Heisenbergs Inszenierung wohltuend unaufgeregt und versucht sich in Tempo und Klamaukniveau nicht an mögliche Hollywood-Vorbilder anzulehnen, selbst wenn viele Szenen nur entfernt Kontakt zur Realität halten.

Vor allem Georg Friedrich verhindert mit seinem engagierten Einsatz, dass man innerlich ganz abschaltet. Er verkörpert den frechen Taugenichts Gutlicht mit der nötigen Portion Wurstigkeit und verleiht dem Streifen damit einen Hauch von Atmosphäre und Leben. Dass Curt Ledig an seiner braunen Vergangenheit laboriert und wie dieses heikle Thema komödiantisch ausgeschlachtet wird, zeigt zwar Heisenbergs Tabulosigkeit und dennoch nicht Respektlosigkeit, wirkt aber - wie vieles andere - mehr aufgesetzt als schlüssig.

18.02.2024

2

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Kommentare

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mataranka

vor 9 Jahren

na ja, es gab ein paar lacher durch skurrile szenen, aber was bleibt haengen? bei mir zumindest nichts.


pradatsch

vor 10 Jahren

Prächtige Komik! Wünschte, ich hätte bessere Psychologie-Kenntnisse, dann wären da bestimmt noch mehr Pointen zu entdecken gewesen.


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