Gefühlt Mitte Zwanzig USA 2014 – 97min.
Filmkritik
Plötzlich Hipster
Ganz recht sind Noah Baumbach die Vergleiche mit Woody Allen nicht, die er immer mal wieder zu hören bekommt. Überraschen dürften sie ihn allerdings kaum: Kein anderer Regisseur seit Woody Allen ist derart eng mit seiner Heimatstadt New York verwoben. Auch Baumbachs siebter Langfilm While We're Young ist einmal mehr im Big Apple angesiedelt. Genauer: in Brooklyn.
Baumbachs Protagonisten – der Dokumentarfilmer Josh (Ben Stiller) und seine Produzentin Cornelia (Naomi Watts) – sind ein ganz gewöhnliches Mittelklasse-Ehepaar in seinen Vierzigern: wohlhabend genug für ein hübsches Heim im Big Apple, kinderlos, aber damit nicht zwingend unglücklich, und auch sonst eher ein wenig festgefahren in der Routine als wirklich unzufrieden. Als sie nach einer von Joshs College-Vorlesungen die Bekanntschaft von Jamie (Adam Driver) und Darby (Amanda Seyfried) machen, scheinen die beiden Mittzwanziger für den dringend benötigten frischen Wind zu sorgen.
Wo ihre anderen Freunde nur noch über Babys sprechen, stürzen sich Jamie und Darby von einer Unternehmung in die nächste, stellen Möbel und Eiscreme selbst her und suchen Erleuchtung in schamanischen Drogenritualen. Ganz zu schweigen davon, dass Jamie, selbst angehender Filmemacher, mit seiner Bewunderung auch Joshs festgefahrene Kreativität befeuert. Doch dass der Zauber der neuen Freundschaft spätestens in der gemeinsamen Arbeit verfliegt, bleibt nicht das einzige Problem.
Schon in seinem vorangegangen Film Frances Ha hatte Baumbach in Sachen Leichtfüßigkeit neue Seiten aufgezogen, und dieses Mal geht er noch einen komödiantischen Schritt weiter. Die jungen Hipster, deren Lebensgefühl er sich damals so kongenial annäherte, wirken dieses Mal fast wie Karikaturen. Allzu groß ins Gewicht fällt das nicht, schließlich bekommt auch Baumbachs eigene Generation ihr Fett weg. Ohnehin entpuppt sich gerade die erste Filmhälfte als wahres Gag-Feuerwerk, getragen vom ausgesprochen spielfreudigen Ensemble (allein Watts im HipHop-Kurs ist Gold wert!), zu dem auch Beastie Boy Adam Horowitz oder Charles Grodin als legendärer Schwiegervater gehören.
Umso bedauerlicher, dass While We're Young in der zweiten Hälfte doch noch ins Trudeln gerät. Je weniger sich Baumbach mit dem Generationenkonflikt beschäftigt und stattdessen Fragen künstlerischer Arbeit im Allgemeinen und dem Konflikt zwischen Realität und Fiktion im Dokumentarfilm im Besonderen ins Zentrum rückt, desto mehr kommen ihm Leichtigkeit und Witz abhanden. Ganz zu schweigen davon, dass er zusehends die weiblichen Figuren, die ohnehin nur die zweite Geige spielen, aus dem Auge verliert. Letzteres sollte in seinem nächsten Film Mistress America auf jeden Fall anders sein.
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Kommentare
Dies ist mehr eine Art Problemfilm. Ein junger angehender Filmemacher nutzt einen etablierten Kollegen aus. Spezielle Story. Gute schauspielerische Leistung, aber das war's dann auch.
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