Focus USA 2015 – 105min.
Filmkritik
Tricksereien, Betrugsnummern und Heucheleien
Es lief zuletzt nicht allzu gut für Will Smith. Mehr als eine Dekade lang war Ex-Rapper und Ex-Sitcom-Scherzkeks der wohl größte Hollywoodstar auf diesem Planeten. Jeder Film wurde zum Hit, sogar der Oscar war bei zwei Nominierungen zum Greifen nahe. Dann nahm er sich eine kleine Auszeit – und seitdem ist der Glanz ab beim Strahlemann. Men in Black 3? Ein fader Aufguss. After Earth? Einer der bittersten Flops der Filmgeschichte. Die eigenwillige Nebenrolle in Winter's Tale? Hat niemand gesehen. Von den bisweilen peinlichen Schlagzeilen, die das Erfolgsstreben seiner beiden Kinder machte, ganz zu schweigen.
Mit Focus muss Smith nun also zweierlei: beweisen, dass er seine Starqualitäten noch längst nicht eingebüßt hat, und gleichzeitig doch ein neues Kapitel aufschlagen. Dafür hat er sich für eine Art von Film entschieden, wie er sie in seiner Karriere selten gedreht hat. Weder ein mit viel Geld und Computertricks auf die Beine gestelltes Action- oder Sci-Fi-Spektakel (I, Robot oder Hancock), noch ein auf Rührseligkeit angelegtes Prestige (The Pursuit of Happyness). Sondern einfach leichtfüßiges Popcorn-Kino, in Form einer auf Hochglanz polierten Krimikomödie, in der Smith selbst der größte Spezialeffekt ist.
Er spielt den mit allen Wassern gewaschenen Trickbetrüger Nicky, der sich mit seiner jahrelangen Erfahrung beste Tische in völlig ausgebuchten Nobelrestaurants erschwindelt und unbemerkt jeden Ring vom Finger ziehen kann. Vor allem aber hat er ein ganzes Heer von Mitstreitern, mit denen er immer wieder millionenschwere Nummern stemmt. Als die ähnlich begabte Jess (Margot Robbie aus Wolf of Wall Street) seinen Weg kreuzt, die ihrerseits eifrig daran arbeitet, Männer um den Finger zu wickeln und über den Tisch zu ziehen, gibt er ihr eine Chance. Und das nicht nur beruflich, sondern auch privat. Doch als der große Coup in New Orleans, bei dem das Team mehrere Millionen ergaunert, vorüber ist, beendet Nicky auch die Romanze. Wenn das Herz ins Spiel kommt, lassen sich Schwindel und Fassaden schließlich schlechter aufrecht erhalten. Was niemand schmerzlicher erfährt als er selbst. Denn bei einem neuen Job drei Jahre später steht Jess plötzlich wieder vor ihm. Ausgerechnet am Arm seines Auftraggebers.
Ähnlich gut geschmiert wie die Rennwagen, die im zweiten Teil des Films eine Rolle spielen, läuft auch Focus. Temporeich und kurzweilig inszenieren die Regisseure Glenn Ficarra und John Requa (Crazy Stupid Love) die zahllosen Tricksereien, Betrugsnummern und Heucheleien, und selbst wenn in der zweiten Hälfte der Geschichte manche Volte vielleicht ein bisschen zu viel des Guten ist, bietet der Film doch einige Überraschungen.
Besonders gehaltvoll oder gar intellektuell ist Focus keinen Moment, dafür aber ganz klassisch glamouröses Star-Kino, in dem man schönen Menschen dabei zusieht, wie sie schöne Dinge tun. Was genau der Aspekt ist, in dem Will Smith punktet: die Chemie zwischen ihm und Robbie stimmt, mühelos spielen sie sich die Bälle zu und legen dabei diese spezielle Leinwandpräsenz an den Tag, der man gerne zusieht. Für die zweite Hälfte seiner Karriere ist das mindestens ein gutes Omen.
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Kommentare
Sexy,Charmant~Böse und witzig so kommt Focus daher.Das ganze ist elegant verfilmt verfeinert mit coolem Sound aber leider verfängt sich die Story ins Belanglose und wirkt dadurch mit der Zeit Langatmig.
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