Frau Müller muss weg Deutschland 2014 – 89min.
Filmkritik
Zensuren für Lemuren
Sönke Wortmann verfilmt eine Theater-Komödie aus der Feder des höchst erfolgreichen Duos Hübner Nemitz, die im Rahmen eines Elterngesprächs mit der Klassenlehrerin multilaterale Interessenkollisionen nutzt, um Situationskomik und andere Spaßhebel anzusetzen. Das klappt eine Zeit lang, laboriert aber an der theaterlastigen Umsetzung, die zu wenig Spielraum für visuell attraktives Material lässt. Weniger überdreht als Roman Polanskis ähnlich gelagerter Film Carnage, kann man sich doch amüsieren - insbesondere, wenn man mit der Thematik vertraut ist.
Deutsche Komödien haben keinen guten Ruf. Sönke Wortmann gelang zwar mit seinem Debüt Allein unter Frauen ein atypisches Exemplar, aber er konnte nicht daran anknüpfen - auch nicht mit seinem jüngsten Versuch in diesem Genre. Die Ingredienzien sind gut: Eine Gruppe von Eltern trifft sich nach dem Unterricht mit der Klassenlehrerin ihrer Kinder in der nun fast leeren Schule, um sie zum "freiwilligen" Rücktritt zu drängen, weil ihre Leistung mutmaßlich nicht ausreicht, um den Kindern den Übertritt aufs seligmachende Gymnasium zu garantieren.
Die fünf Hauptfiguren sind geschickt angelegt und besetzt: Gegensätzliche Typen wie beispielsweise Wessis und Ossis, was für viel Reibung sorgt, bekannte SchauspielerInnen wie Anke Engelke und gute wie Mina Tander, was eine ansprechende Ensemble-Leistung ergibt. Man merkt allerdings, dass hier ein Theaterstück umgearbeitet wurde. Das gleichnamige Werk ist noch jung und stammt vom höchst erfolgreichen Duo Lutz Hübner und Sarah Nemitz, welches auch mit der Umarbeitung betraut wurde. Es war allerdings ihr erster Drehbuchauftrag, und das könnte mit ein Grund für die Schwachstellen sein, obwohl Wortmann als enger Berater fungierte.
Den Charme des Dresdner Primarschulhauses sucht man vergebens, es fehlt die Nostalgie, die einen überkommen kann, wenn man das "eigene" Schulhaus als Erwachsener wieder besucht. Die Exkursionen der Kamera und der Figuren wirken etwas bemüht und sind auch nicht realistisch inszeniert. Auch einige andere Wendungen wirken mehr konstruiert als motiviert. Das gilt leider im doppelten Maße für die Geschichte mit dem Zensurenblatt, welches für eine wesentliche Pointe herhalten muss, obwohl sowohl die Situation als auch die Reaktion der Gruppe nicht plausibel sind.
Was das Publikum bei Laune hält, sind dann ganz typische Theaterqualitäten wie witzige Dialogzeilen und originelle Ausdrücke. Wenn einen auch noch das Thema interessiert, steht einem unterhaltsamen Kinobesuch nichts im Wege.
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Kommentare
Grossartige Komödie über die Wahrheit der Lehrer-Elternbeziehung. Für alle Eltern und Lehrer der Primarschule ein Muss!
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