La Glace et le Ciel Frankreich 2015 – 89min.
Filmkritik
Der Forscher und das ewige Eis
Die Untersuchungen des Glaziologen Claude Lorius im Eis der Arktis veränderten die Klimaforschung nachhaltig. La glace et le ciel setzt dem alten Mann und dem ewigen Eis mit imposanten Naturbildern ein filmisches Denkmal.
Der Glaziologe Claude Lorius zählt zu den ersten Wissenschaftlern, die bereits vor 40 Jahren vor den Folgen des weltweiten Klimawandels warnten. 1955 machte er sich das erste Mal in das ewige Eis der Arktis auf und forschte ein Jahr lang am Ursprung der Eisschichten. Er schaffte es, über 400.000 Jahre Klimageschichte zu dokumentieren und zu untersuchen. Bis heute war er Teil von über 20 Expeditionen und zählt weltweit zu den führenden Experten auf diesem Gebiet. Lorius steht auch im Mittelpunkt des bildgewaltigen Films La glace et le ciel von Luc Jacquet.
Der französische Regisseur Jacquet zählt weltweit zu den erfolgreichsten und versiertesten Natur- und Dokumentarfilmern. Bevor er sich in seiner Heimat mit Tier-Dokumentationen fürs TV einen Namen machte, gelang ihm 2005 mit dem oscar-prämierten Film Die Reise der Pinguine der weltweite Durchbruch. Mit La glace et le ciel widmete sich Jacquet einem weiteren ambitionierten und enorm aufwendigen Projekt. Wie kein anderer Film von ihm, weist dieses Werk auf die dramatischen Auswirkungen des menschgemachten Klimawandels für die Natur hin.
Der Film zählt rein optisch zu den gelungensten Kinodokus in diesem Jahr. Die überwältigenden Impressionen der prächtigen Eislandschaften präsentiert Regisseur Jacquet imposant und in ausladenden, beeindruckenden Totalen. Ausgewogene Lichtspiele und Farbkompositionen werden zudem durch den intelligenten Einsatz und die stimmungsvolle Integration des Tages- und Sonnenlichts gewährleistet. Besonders nachdrücklich wirken die aktuellen Aufnahmen aber auch, wenn man vergleicht, wie viele Eismassen seit den ersten Expeditionen von Lorius bereits verschwunden sind. Das wird vor allem durch die vielen bisher unveröffentlichten Original-Aufnahmen früherer Reisen von Lorius deutlich.
Bereits vor Jahrzehnten sagte er die dramatischen Auswirkungen für die Natur voraus, und, wie er es an einer Stelle des Films selbst sagt: "Die Geschichte hat mir Recht gegeben." Neben den monumentalen, kraftvollen Naturbildern und den spannenden Original-Aufnahmen aus den 60er bis 80er-Jahren, versäumt es der Film aber, noch mehr essentielle Informationen über die Hauptfigur zu vermitteln. So bleibt der Protagonist - obwohl er noch vor dem Eis der unangefochtene Hauptdarsteller des Films und in fast jeder Szene zu sehen ist - seltsam fremd. Das kitschig, übertrieben betont vorgetragene Voice-Over von Moderator Max Moor und der pathetische Schmalz-Soundtrack trüben zudem den Gesamteindruck.
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