The Second Mother (Que horas ela volta?) Brasilien 2015 – 111min.

Filmkritik

Klassenkampf in reichem Hause

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

In der herzerwärmenden, vergnüglichen Sozialkomödie The Second Mother kollidieren innerhalb einer vermögenden brasilianischen Familie ganz unterschiedliche Vorstellungen von Hierarchie, Luxus und Selbstbestimmung.

Val (Regina Casé) arbeitet seit über 13 Jahren im brasilianischen São Paulo als Haushälterin einer wohlhabenden Familie. Dort lebt sie nach strengen Regeln: sie isst brav in der Küche anstatt am Esstisch, geht nicht in den hauseigenen Pool und verzichtet sogar darauf, es sich im Wohnzimmer des Hauses für ein paar Minuten gemütlich zu machen. Alles ändert sich, als Vals Tochter Jéssica (Camila Márdila) vor der Tür steht und der Mutter mitteilt, dass sie gerne in São Paulo studieren möchte. In den folgenden Wochen bringt die selbstbewusste Jéssica den Haushalt gehörig durcheinander, da sie sich - im Gegensatz zu Val - den starren Regeln und dem strengen Machtgefüge im Haus nicht unterordnen will.

Die von der brasilianischen TV- und Kinoregisseurin Anna Muylaert inszenierte Sozialkomödie The Second Mother erlebte seine Weltpremiere auf dem diesjährigen Sundance Film Festival und gewann auf der Berlinale einige Wochen später den Publikumspreis der Sektion "Panorama". Der Film wurde im Februar 2014 im reichen Stadtteil Morumbi in São Paulo gedreht und ist mit dem brasilianischen Kino-Urgestein Regina Casé in der Hauptrolle besetzt.

Locker-leicht und zu jederzeit höchst unterhaltsam, zeigt der Film das schrittweise Aufbrechen festgefahrener, über Jahre gewachsener hierarchischer Strukturen innerhalb einer wohlhabenden brasilianischen Familie auf. Stellvertretend für das von Unterwürfig- und Gehorsamkeit gegenüber der "besseren Schicht" geprägte Klassen-Denken der älteren Generation des Landes steht Val. Sie selbst hat noch ganz konservative, traditionelle Vorstellungen von den gesellschaftlichen Klassenunterschieden im Land.

Erst mit dem Besuch von Vals Tochter Jéssica - die Val damals abgeben musste, um Geld verdienen zu können - wird das Machtgefüge innerhalb des luxuriösen Hauses gehörig durcheinander gewirbelt. Für Regisseurin Muylaert steht die aufmüpfige Tochter dabei für die sich auflehnende Jugend und die jungen Erwachsenen im ganzen Land, die mitreden und mitbestimmen wollen. Muylaert findet dabei immer wieder herrlich komische und skurrile Szenen und Momente, wenn diese beiden Welten miteinander kollidieren. Etwa dann, wenn sich Jéssica - anstatt bei ihrer Mutter im Bedienstetenzimmer zu schlafen - selbst im Gästeraum einquartiert, oder wenn sie sich immer wieder an der edlen Eiscreme der Hausherren bedient, anstatt sich mit der billigeren Variante für die Angestellten zufrieden zu geben. Regina Casé ist dabei ein absoluter Hauptgewinn für den Film. Ihre Figur der Val ist charmant, sympathisch und mit einer höchst ansteckenden Lebensfreude ausgestattet.

19.02.2024

4

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Kommentare

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Eleyna

vor 9 Jahren

Tiefgründig und doch unterhaltsam: Ein klug erzählter Film!


Eleyna

vor 9 Jahren

Sehr kluge Geschichte. Unterhaltsam und doch tiefgründig.


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