Regression Kanada, Spanien 2015 – 106min.
Filmkritik
Auf Teufel komm raus
Kopf stehende Kreuze und ein besessener Cop: Der Suspense-Thriller Regression zieht unter seiner konventionellen Oberfläche fies die psychischen Daumenschrauben an.
In einem verschlafenen Nest im Staate Minnesota der Neunziger lanciert ein Zettel einen Fall, der für den Polizisten Bruce Kenner (Ethan Hawke) bald wahrhaftig zum Kreuz wird. Auf dem Blatt steht in der Handschrift der Tochter Angela (Emma Watson) geschrieben: Mein Vater hat mich missbraucht.
Tatsächlich räumt der Vater (David Dencik) ein, dass er ihr dies angetan haben könnte. Die Gewissheit jedoch fehlt ihm, kann sich der Mann doch an nichts mehr erinnern. Kenner zieht daraufhin einen Psychiater (David Thewlis) hinzu, der den Verdächtigen durch hypnotisches Einlullen mehr Informationen entlockt. Es stellt sich heraus: Ein zweiter Mann war am Missbrauch beteiligt. Ein Polizist.
Kenner macht seinen Arbeitskollegen dingfest und redet mit Angela, die beim Pfarrer Zuflucht gefunden hat. Ihre Aussagen erschüttern ihn: Sie erzählt von einer ganzen Sekte, die schwarze Messen mit scheusslichen Ritualen feiern würden. Die Schilderungen setzten sich im Kopf des Ermittlers fest. In seiner Besessenheit, den Fall zu lösen, beginnt er unter Alpträumen und Verfolgungswahn zu leiden, gar den Verstand zu verlieren.
Mit der Zerrüttung der menschlichen Psyche setzt der chilenisch-spanische Regisseur Alejandro Amenábar dort an, womit er einst den internationalen Durchbruch feiern konnte. Das Schauerfest The Others klopfte 2001 den Geist von Nicole Kidman weich und liess mit über 200 Millionen Dollar Einnahmen die Box Office kräftig klingeln. Sein Suspense-Meisterstück hatte Amenabar aber bereits vier Jahre zuvor mit Abre los ojos herausgebracht, der später als Vanilla Sky ein Hollywood-Remake sah. Nach der Sichtung des Originals durfte der Zuschauer durchaus daran zweifeln, selbst noch bei Trost zu sein.
In Regression dreht Amenábar seine Suspense-Daumenschrauben abermals taktgenau an. Dies unter der Oberfläche eines Blaupausen-Settings: Der Schauplatz ist ein Kaff mit immerschön schlechtem Wetter, in erdige Farben eingetaucht (die erste Staffel von «True Detective» lässt grüssen); die Hauptperson ein bierernster, rastloser Ermittler mit intakter Moral und inexistentem Privatleben. Ein Mann, dem Amenabar mitunter genretypische Worthülsen in den Mund legt, als wolle er die Erwartungen des Publikums künstlich tief halten. Tatsächlich überrascht die spätere Tiefenbohrung nur die Leute, die mit dem Oeuvre dieses cleveren Regisseurs nicht vertraut sind.
Regression entfaltet sich bald als cineastisches Vexierspiel, in dem irgendwann alles möglich zu sein scheint. Als der Pfarrer an einer Stelle Kreuze verteilt, möchte man gleich selbst zugreifen. Mag es wahrhaftig mit dem Teufel zugehen, oder nicht: Dem konstanten Thrill dieses Films ist man im beinahe erschreckenden Masse ausgeliefert.
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Kommentare
Einfach nur sensationell der beste Thriller seit Jahren aber um das zu sehen braucht es viel alle intellektuellen sehen das!!!! Von A-Z ein Meisterwerk Darsteller musik Toneffekte cinematography!!! Schon am Zürich Filmfestival gesehen!!!!
Die Geschichte hätte man besser umsetzen können. Alles in allem eher enttäuschend.
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