Der letzte Wolf China, Frankreich 2015 – 115min.

Filmkritik

Grenzerfahrungen

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

480 Techniker, 200 Pferde, etwa 1000 Schafe, 25 Wölfe und 50 weitere Mitarbeiter – diese Zahlen tauchen im Presseheft zu Wolf Totem auf und machen deutlich, welchen Aufwand Regie-Altmeister Jean-Jacques Annaud betrieben hat, um den erfolgreichsten chinesischen Bestseller in große Kinobilder zu gießen. Leider versteht es die Verfilmung nicht, ihre Geschichte mitreißend aufzubereiten, und verfällt allzu oft in simple Melodramatik.

Wie viele andere junge Männer auch, wird der Student Chen Zhen (Shaofeng Feng) im Jahr 1967 während der Kulturrevolution aufs Land geschickt, um den einfachen Menschen Lesen und Schreiben beizubringen. Gemeinsam mit einem Freund erreicht er die Innere Mongolei, die als autonome Provinz zur Volksrepublik China gehört. Da der archaische Naturraum und dessen Bewohner Chen von Anfang an faszinieren, verliert er seinen eigentlichen Auftrag schnell aus den Augen. Erst recht, als die Regierung im fernen Peking beschließt, die Wolfsrudel töten zu lassen, die in den Steppen umherziehen und eine Gefahr für Mensch und Vieh darstellen könnten. Kurzerhand rettet der Student einen kleinen Welpen und zieht ihn heimlich auf.

Erfahrungen mit wilden Tieren sammelte Annaud schon in L’Ours und Two Brothers, in denen er Bären bzw. Tiger zu Hauptfiguren machte. Verwundern muss es daher nicht, dass in Wolf Totem vor allem die Szenen packend ausfallen, die den animalischen Protagonisten vorbehalten sind. Mit präzisem Blick beobachtet der Film die erhabenen, aber ebenso unberechenbaren Tiere und fängt ihr Verhalten – besonders in Jagdsituationen – erstaunlich realistisch ein. Was vor allem daran liegt, dass nur in seltenen Fällen digitale Effekte zum Einsatz kommen.

Ähnlich beeindruckend sind die schwelgerischen Aufnahmen des endlosen Graslandes, das den Menschen zu einer Randerscheinung degradiert. Eben diese Naturgewalt ist es, die den Großstädter Chen Zhen zum Überdenken seiner Haltungen bewegt. Entwickelt wird der Reifungsprozess allerdings weder spannend noch sonderlich tiefgründig. Eher unbeholfen eiert die Handlung hin und her und macht dabei einige Nebenstränge auf, die sich nie richtig entfalten können. Krönung des eher schwachen dramaturgischen Aufbaus ist das abrupte Ende, das die Erkenntnisse des Protagonisten mit Gewalt herbeikonstruiert.

Als störend erweisen sich außerdem die aufdringlich-pathetische Musikuntermalung, der Kitsch mancher Bilder und der alibimäßige Umgang mit brisanten Themen wie der fragwürdigen Expansionspolitik Chinas. Letzteres hatte Annaud in Seven Years in Tibet noch deutlich kritischer unter die Lupe genommen.

22.04.2024

2

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Kommentare

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tuvock

vor 8 Jahren

1997 war es da hat Jean-Jacques Annaud den Film „7 Jahre in Tibet“ gemacht, ein hervorragender Film und dann war lange Sense, ich glaube es kam da noch was, und jetzt eben 2015 den Film den er in China gedreht hat. 113 Minuten dauert er. Die Geschichte ist wirklich gut.

Der chinesische Student CHEN ZHEN wird 1967 in die Wildnis der inneren Mongolei geschickt. Hier soll er Schäfer im Lesen und Schreiben unterrichten. Doch schnell erkennt er, dass seine eigentliche Leidenschaft einem von den Nomaden gefürchteten, aber gleichzeitig auch verehrten Tier gilt: dem Wolf. So schlägt CHEN ZHEN alle Warnungen und Hinweise aus und beobachtet heimlich die wilden Raubzüge der Wolfsrudel. Die Erhabenheit der schönen und doch gleichzeitig sehr gefährlichen Tiere berührt ihn zutiefst. Dennoch gelten sie offiziell als Gefahr für Mensch und Tier und so kommt bald aus Peking der Befehl, alle Wölfe und ihre Jungtiere auszurotten. CHEN ZHEN rettet daraufhin einen jungen Wolf und zieht ihn bei sich auf. Obwohl zwischen dem Mann und dem kleinen Wolf eine tiefe Freundschaft entsteht, versucht das Wolfsrudel sich das zurückzuholen, was ihm genommen wurde.

Der 38 Millionen US $ teure Film hat natürlich nicht viel eingespielt, er wird nie ein Erfolg sein dafür aber einer der schönsten Filme die es je gab. Die Landschaft die Bilder, und leider auch die Grausamkeit. Was mich am Film so störte und auch meine Freundin die Augen zuhielten ließ ist das konsequente und für dort nötige Töten von Wolfswelpen damit sie sich nicht vermehren, oder die Aufnahmen wie Wölfe von Pferde zertrampelt werden und ja man sieht das in Großaufnahme und ich finde das echt grauslich.

Den Film hat der Regisseur natürlich an Originalschauplätzen gedreht aber er mußte ihn dann woanders ich glaube in Frankreich schneiden aber sicher bin ich nicht, naja in China gibt es ja arge Zensurbestimmungen. Ach ja, die Darsteller Shaofeng Feng und Shawn Dou die Chen Zen und Yang Ke spielen, haben in England das Reiten für mehrere Monate erlernt. Dann haben sie das mongolische Reiten erlernt, nun sicher nicht einfach. Ich wundere mich heute noch wieso ein Dschingis Khan mit ein paar Mannen halb Asien besiegt hat. Ja das waren, und sind immer noch ziemlich zähe Typen da unten.

Irgendwie ist der Film glaube ich in China nicht berühmt wie sein Tibet Film damals, der ist noch immer verboten weil er eben gegen das chinesische Regime geht. Es war in dem Film sehr schwer mit diesen schönen Tieren zu drehen aber sie haben es alle gemeistert und ich muss sagen, raus gekommen ist ein kleines Wunderwerk von Film. Es hat 6 Jahre gedauert bis der Film zu Stande kam, 3 – 5 Jahre dauerte es die Wölfe die sonst nie mehr als 500 Meter an Menschen kommen zu trainieren, das war furchtbar schwierig. Es war auch schwierig mit Pferden zu drehen weil die Wölfe dauernd die Pferde töten wollten aber mit Hilfe von einem blauen Zaun den man dann nicht sieht haben sie das geschafft. Der war dann zwischen Wölfe und Pferde. Die Idee mit Tierattrappen, oder auch falschen Pferdekörpern, die mit Wurstduft besprüht waren und in die sich die Wölfe verbeißen konnten ist eine sehr gute Idee aber man sieht das leider aber macht nichts, der Film ist herrlich.

Der Film basiert auf dem Buch “Der Zorn der Wölfe” von Lü Jiamin, der unter dem Pseudonym Jiang Rong schrieb, in China ist das Buch ein Bestseller, aber von der Regierung nicht gewollt, stellte er doch den kriegerischen Mongolen die ackerbautreibenden Chinesen gegenüber, die durch den Konfuzianismus zu braven Untertanen erzogen werden was ja auch stimmt und das mag die chinesische Regierung nicht. Jedenfalls, ist der Film komplett mit chinesischem Geld gedreht, hat in der Volksrepublik alle Kinorekorde gebrochen und das will was heißen. Übrigens hat der Regisseur damals den Film „Der Name der Rose“ gemacht wo er 17 Drehbuchfassungen schreiben ließ, hier hat er es leichter gehabt, dafür haben die Dreharbeiten 1, 5 Jahre gedauert. Nun was kann ich sagen? Der Film ist sehr gut, er ist gut gespielt, leider gibt es fot so Löcher von Monaten und Wochen, ich hätte den Film gerne gesehen mit einem durchgehendem Zeitabschnitt, aber da hätte er 3 Stunden gedauert. Nun für Leute mit guten Nerven auf alle Film ein Muss Film mit 91, 5 Punkten von 100.Mehr anzeigen


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