Demolition USA 2015 – 101min.
Filmkritik
Wenn nichts mehr einen Sinn ergibt…
Mit Nightcrawler und Southpaw hat Jake Gyllenhaal in den letzten Jahren mehrfach gezeigt, zu welch formidablem Schauspieler er geworden ist. Mit der Rolle eines Mannes, den der Tod seiner Frau aus der Bahn wirft, liefert er nun ein weiteres schauspielerisches Kabinettstück ab. Demoltition ist dabei ehrliches, packendes, entgegen üblicher Konventionen erzähltes Gefühlskino.
Ein Investmentbanker (Jake Gyllenhaal) muss unvermittelt mit dem Tod seiner Frau zurechtkommen, die bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Er kann mit niemandem reden, schreibt aber einer Automatenfirma, deren Automat zwar sein Geld genommen, aber keine Ware geliefert hat. Es ist jedoch keine simple Beschwerde, sondern ein Brief, in dem er sein Herz ausschüttet. Weitere folgen, bis die Kundenbetreuerin (Naomi Watts) ihn anruft. Sie ist von dem bewegt, was sie gelesen hat, und sie will helfen, während der Witwer in eine selbstzerstörerische Spirale schlittert, bei der er fortan jedem mit schonungsloser Ehrlichkeit begegnet.
Geringere Filme hätten das als Anlass genommen, eine Romanze zu zeigen, durch die der Witwer zurück ins Leben findet. Aber daran ist man hier nicht interessiert. Stattdessen illustriert der Film gekonnt, wie die totale Demolierung eines Lebens aussieht, wenn ein wichtiger Teil daraus entfernt wird. Dabei spielt die Geschichte mit der Wahrnehmung der Hauptfigur, die sich selbst schließlich überzeugt, ohnehin nie geliebt zu haben. Aber das ist ein Abwehrmechanismus, eine Schutzweste, die der Mann benötigt, um überhaupt mit der Trauer fertig zu werden.
Das Faszinierende ist dabei, wie diese Trauer bewältigt wird. Es ist fast ein Abgleiten in den Wahnsinn, das Gyllenhaal hier porträtiert, aber er ist weit vielschichtiger, indem er mit kleinen Gesten und subtiler Mimik den Zusammenbruch dieses Mannes zeigt. Gyllenhaal ist dabei überragend, seine Kollegin Watts hat aber auch eine saftige Rolle, die mit ihren eigenen Problemen auch an dem Punkt ist, wo sie einen Menschen benötigt, mit dem sie reden kann. Beide sind füreinander Fremde, aber das ist auch der Schlüssel, um sich öffnen zu können. Dabei wird hier eine zweigleisige Struktur genutzt, indem der Witwer weiterhin seine Briefe schreibt, auch wenn er die Empfängerin bereits kennt und trifft. Das Ende ist konsequent, absolut richtig und weit abseits aller Stereotypen, die mit einer solchen Geschichte einhergehen können. Exzellent wird gezeigt, wie Trauer einen Menschen aus der Bahn werfen kann, aber auch, wie das Leben irgendwann weitergeht. Weitergehen muss.
Dein Film-Rating
Kommentare
Verstörrend, tiefgründig und eindrucksvoll gespielt! Ein wunderbarer Film.
Wirklich mal wieder ein Film besonderer Art. Erfrischend! Muss elelcoolr aber zustimmen, teilweise etwas langatmig...
Ein besonderes Kinoerlebnis mit nicht vorhersehbarem Ausgang und ohne schmalzige Klischees. Das Leben ist unberechenbar und jeder geht anders mit Trauer um. In der 2. Hälfte tritt der Film aber irgendwie auf der Stelle und einzelne Szenen fühlen sich seltsam und fehl am Platz an. Stellenweise sehr bewegendes aber ebenso langatmiges Drama.… Mehr anzeigen
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