Der Hunderteinjährige, der die Rechnung nicht bezahlte und verschwand Schweden 2016 – 108min.

Filmkritik

Das Comeback der schrulligen Rentner

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Jonas Jonasson weiss, wie man einen Hit schreibt: Die Verfilmung seines Romans, der den Hundertjährigen Allan in den Mittelpunkt rückt, war europaweit ein grosser Erfolg. Das Interesse an einer Fortsetzung war beim Studio also gross, aber mangels eines weiteren Romans musste man sich selbst eine Geschichte ausdenken. Diese hat zwar reichlich gute Momente, ist aber auch abstrus und albern, weshalb das Sequel bei Weitem nicht an das Original herankommt.

Ein Jahr, nachdem der Hundertjährige aus dem Fenster stieg und verschwand, feiert der schrullige Rentner in Bali seinen hundertundersten Geburtstag. Dabei stösst er auf eine Flasche Volkssoda, die zu Zeiten des Kalten Kriegs die Limo-Vorherrschaft des Westens zum Wackeln bringen sollte und so manch andere Limo alt aussehen lässt. Sein Kumpel Julius – immer noch auf der Suche nach dem grossen Geld - wittert das Geschäft seines Lebens: Gemeinsam macht sich das betagte Duo in Berlin auf die Suche nach dem Rezept des beliebten Süssgetränks. Allan und Julius sind jedoch nicht die einzigen, die hinter dem Rezept für die Volkssoda her sind...

Der zweite Teil ist auf keinen Fall schlecht, er lässt lediglich die Originalität des Vorgängers vermissen. Stattdessen bietet das Sequel eine turbulente Geschichte, die den Hunderteinjährigen bis nach Deutschland führt. Amüsant ist dabei, wie Allan durch die Geschichte stolpert, vieles gar nicht mitbekommt und doch immer Teil historischer Ereignisse ist. Das sieht man auch sehr schön an den Rückblenden in die Zeit des Kalten Krieges, in denen Allan auf historische Figuren wie Nixon und Breschnew trifft.

Der Plot liest sich wie eine gigantische Schnitzeljagd: Eine Unmenge von Figuren sind aus den unterschiedlichsten Gründen hinter dem kauzigen Allan her. Grossartig ist dabei Robert Gustafsson, der sowohl den jungen als auch den alten Allan verkörpert - Gustafsson versteht es perfekt, sich so zu geben und zu bewegen, als wäre er wirklich schon ein Greis. Auch die Maskenbildner haben hier ganze Arbeit geleistet: Man zweifelt keine Sekunde daran, dass der betagte Allan schon über ein Jahrhundert alt ist.

Das Ganze ist flott erzählt und wird mit einer immens beschwingten Gipsy-Musik unterlegt, die zusätzlich dazu beiträgt, die Geschichte mit Rasanz voranzutreiben. Der Film wirkt jedoch sehr vorhersehbar und inszeniert und kommt in Sachen Humor nicht an sein Original heran, aber die versponnene Geschichte funktioniert gut und bietet einen angenehmen Zeitvertrieb. Man kann deshalb nur hoffen, dass Allan und seine Gefolgschaft noch ein weiteres Jahr auf der Leinwand erleben dürfen.

17.07.2017

3

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Kommentare

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samuel450

vor 7 Jahren

Da ich vom ersten Film total begeistert war, waren meine Erwartungen an die Fortsetzung gross. Leider wurde ich böse enttäuscht.

Für mich konnte der Humor bei weitem nicht mit dem ersten Film mithalten, die Pointen sind gesucht und wirken träge. Auch die Geschichte enttäuschte mich: Keine Überraschungen wie beim ersten Film, das Ganze wirkte für mich konstruiert und vorhersehbar.Mehr anzeigen


sum21

vor 7 Jahren

Ein wenig eine verworrene Geschichte nach der Suche nach dem Rezept dieses Süssgetränks.
An für sich noch irgendwie witzig, aber so ganz kommt der Film nicht auf die Reihe.


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