The Eagle Huntress Mongolei, Grossbritannien, USA 2016 – 90min.
Filmkritik
Das Mädchen und der Adler
Der Film The Eagle Huntress entführt den Zuschauer in eine geheimnisvolle Welt: er begleitet die 13-jährige Aisholpan bei ihrer Ausbildung zur Adlerjägerin. Die sehenswerte, mit phantastischen Naturaufnahmen bebilderte Doku, lebt von der innigen Beziehung zwischen Menschen und Tier. Beim Musikeinsatz wäre jedoch weniger Überdramatisierung wünschenswert gewesen.
Die Adlerjagd, also das Jagen von zum Beispiel Füchsen und Hasen mihilfe des majestätischen Vogels, wird in der Mongolei seit tausenden von Jahren betrieben - ausschließlich von Männern. Und so sind dann auch die älteren Vertreter dieser Zunft wenig begeistert von dem Gedanken, vielleicht bald ein Mädchen in ihre Reihen aufnehmen zu müssen. Doch Aisholpan glaubt fest an ihr großes Ziele und ihre Fähigkeiten: Mit der Unterstützung ihres Vaters will sie beim Adlerjägerfest ihre Skeptiker überzeugen. Nachdem sich in sozialen Netzwerken spektakuläre Jagdfotos von Aisholpan verbreiteten, wurde ihre außergewöhnliche Geschichte rasch zu einer Internet-Sensation. Auch Regisseur Otto Bell war begeistert und sicherte sich sogleich die Rechte für eine Verfilmung. Für The Eagle Huntress gelang es ihm, einen prominenten Hollywood-Star als Erzählerstimme zu gewinnen: Star-Wars-Heldin Daisy Ridley, die den Film mitproduzierte.
The Eagle Huntress macht den Zuschauer mit einer beeindruckend entschleunigten, fremdartigen Welt abseits medialer Reizüberflutung und Hektik vertraut. Es ist eine über zweitausendjährige Tradition, die hier im Zentrum der filmischen Betrachtung steht. Das Werk lebt dabei in erster Linie von seiner sympathischen, ungemein mutigen Protagonistin, die eine besondere Gabe im Umgang mit Adlern besitzt. Am imposantesten sind jene Szenen, die sie beim direkten Kontakt mit dem Tier zeigen: wie sie versucht, das Adlerweibchen an sich zu gewöhnen, Vertrauen aufzubauen und ihre Fähigkeiten bei der Adlerjagd weiter verfeinert.
Gut ist auch, dass Regisseur Bell auch die Kritiker und Skeptiker zu Wort kommen lässt. Ihre Kommentare offenbaren, wie wichtig den Ältesten die Bräuche sind – aber auch, wie teils rückständig ihr Denken ist. Frauen seien nicht für die Adlerjagd gemacht, weil sie schwach sind und schnell frieren, sagt einer. Ein anderer erklärt, dass die Frau sich ums Kochen und den Haushalt zu kümmern habe. Schade ist, dass The Eagle Huntress stellenweise überdramatisiert und ein wenig bedeutungsschwanger erscheint. Das liegt an zwei Dingen: am emotionalisierenden, allzu dominanten Einsatz der Filmmusik, die immer wieder in kitschige Gefilde abdriftet. Und am inflationären Gebrauch der Zeitlupe als Stilmittel, etwa bei den Jagdszenen, der ebenso auf die Emotionen des Zuschauers abzielt: Hier wäre weniger mehr gewesen.
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