Toni Erdmann Österreich, Deutschland 2016 – 162min.
Filmkritik
Toni Erdmann
Nicht dass es keine Erwartungen gab. Spätestens seit sie 2009 mit Alle anderen auf der Berlinale gefeiert und prämiert wurde und selbst in den USA für Aufsehen sorgte, gilt Maren Ade (deren Debüt Der Wald vor lauter Bäumen schon bemerkenswerte Wucht – und Witz – entwickelt hatte) als wohl interessanteste deutsche Filmemacherin nicht nur ihrer Generation. Der Sturm der Begeisterung allerdings, den ihr dritter Film Toni Erdmann nun anlässlich der Weltpremiere im Wettbewerb von Cannes auslöste, kam dann doch überraschend. Und vollkommen zu Recht.
Ein in die Jahre gekommener, kurz vor der Pensionierung stehender Musiklehrer (Peter Simonischek) mit Hang zu Verkleidungen und albernen Streichen versucht mit einem unangekündigten Besuch bei seiner vollkommen vom Job als Unternehmensberaterin aufgefressenen Tochter (Sandra Hüller) in Bukarest eine zögerlicher Wiederannäherung. Doch das Timing ist schlecht und Papas albernes Fake-Gebiss sowie die dazu gerne mal getragene Perücke wenig hilfreich.
Viel mehr möchte man kaum verraten über Toni Erdmann, in dem auch ein traditionelles bulgarisches Fellkostüm, ein Whitney Houston-Song und Petit Fours wichtige Rollen spielen und beinahe nebenbei komplexe Themen wie Sexismus in der Business-Welt oder Gesellschaftsstrukturen in Rumänien verhandelt werden. Das würde nur das Vergnügen dieses meisterlich inszenierten und beeindruckend gespielten Films mindern, der nicht nur deshalb besonders ist, weil 165 Minuten selten so schnell vorbeigehen wie hier.
So eigenwillig und unerwartet, irritierend und thematisch dicht, brüllend komisch und tief traurig war lange kein Kino-Erlebnis mehr. Ganz zu schweigen davon, dass Burgtheater-Ikone Peter Simonischek (Rubinrot) und Sandra Hüller, die vor einigen Jahren bereits einen Berlinale-Bären für Requiem gewann, in den Hauptrollen ebenso nuanciert wie mutig Außerordentliches leisten. In Cannes gab es dafür wilden Szenenapplaus, lautes Gelächter und stehende Ovation, doch am Ende keinen einzigen Preis. Ein Skandal, der allerdings Ades außergewöhnlichem, überraschenden Meisterwerk nichts anhaben kann. Pflichtprogramm!
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Kommentare
Definitiv kein 08/15 Film. Viele schräge Momente, auf eine ganz spezielle Art unterhaltend, aber so richtig gepackt hat mich der Film nicht. Auf jedenfall gut gespielt...
Sehr gelungenes Drama mit ebenso guten Darstellern. "Toni Erdman" schafft es mit seinen zahlreichen kuriosen Szenen eine Vielfalt von Gefühlen zu vermitteln. Glück, Trauer, aber auch bewusst peinliche und unangenehme Situationen werden bewusst und gekonnt festgehalten. Die Oscar-Nomination für den besten fremdsprachigen Film war definitiv gerechtfertigt. Im Verhältnis zu der langen Lauflänge ist die Handlung jedoch ziemlich ereignisarm.
8/10… Mehr anzeigen
Peter Simonischek spielt die Figur Umwandlung zum Toni Erdmann goldig,und es gibt auch ein paar berührende Szenen sowie auch eine Sexy Nackt-Szene.Aber sonst ist der Film ziemlich langweilig und flach,ich kan nicht nachvollziehen das Toni Erdmann für den Oscar in der sparte Fremdsprachiger Film nominiert ist obwohl ja auch im Film viel englisch gesprochen wird.Es ist ein Remake mit Jack Nicolson geplant evtl wird das Remake besser und wird schlussendlich auch Oscars gewinnen.Gewonnen hat nicht Toni Erdmann sondern The Salesman(mehr Infos auf dieser Seite)der Filmemacher von The Salesman Asghar Farhadi war an der Oscar Nacht nicht anwesend aus Protest zum Anreise Verbot.… Mehr anzeigen
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