Just Like Our Parents Brasilien 2017 – 102min.
Filmkritik
Ein Plädoyer für die starke Frau
In Rosas Alltag geht es drunter und drüber: Seit ihre Mutter ihr ein brisantes Geheimnis verraten hat, scheint nichts mehr, wie es war. Als Mutter zweier Kinder hat sie mit zahlreichen Alltagskrisen zu kämpfen, während ihr innerer Wunsch nach Veränderung immer grösser wird. Mit Just Like Our Parents ist der brasilianischen Regisseurin Laís Bodanzky ein bewegendes Alltagsportrait gelungen, dass die Probleme und Sehnsüchte einer Frau zwischen den Fronten auf authentische Art und Weise thematisiert.
Just Like Our Parents durchleuchtet auf authentische Art und Weise das Innenleben einer Frau, die versucht der Erwartungshaltung gegenüber ihrer Rolle gerecht zu werden und sich damit immer schwerer tut. Maria Ribeiro, die Rosa spielt, überzeugt durch ihre Natürlichkeit: Sie lässt den Zuschauer auch in ruhigen Passagen ihre Gefühlswelt erahnen und ihn daran teilhaben, ohne dass dies aufgesetzt wirken würde. Der Film thematisiert den Alltag als Krisenherd, weshalb es einem auch nicht schwer fällt, sich mit Rosa zu identifizieren. Je länger der Film geht, desto mehr wünscht man der Protagonistin die Befreiung aus ihrem Kettenhemd aus Verpflichtungen und Erwartungen.
Daneben gibt es natürlich noch andere Personen im Film, die jedoch zu typenhaft daherkommen und eher der Story zuträglich sind, als dass sie selber ein interessantes Eigenleben entwickeln würden. Was auffällt ist, dass vor allem die männlichen Charaktere – bis auf Pedro – als schwach dargestellt werden: Rosas “Vater”, eine überzeichnete Witzfigur, die von Luft und Liebe zu leben scheint und ihr Ehemann, der sich vor der Verantwortung als Familienvater flüchtet. So stellt Just Like Our Parents auch patriarchalische Gesellschaftsstrukturen mit ihren vorgefertigten Rollenbildern in Frage und ermutigt Frauen zur Selbstbestimmung.
Die Handlung ist eine klassische Pferde-Stehl-Story, die durch das starke Spiel von Maria Ribeiro getragen wird. Es passiert nichts Unerwartetes und am Schluss kommt alles so, wie es kommen muss. Das ist jedoch nicht weiter schlimm, da der Film von seinen präzisen Alltagsbeobachtungen lebt, die so nah am Leben dran sind, dass die Handlung dabei eher zur Nebensache wird. Just like Our Parents verzichtet auf grosse Dramatik, brilliert jedoch durch treffende Momentaufnahmen, die mit einer starken Bedeutung aufgeladen sind.
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