Gaspard va au mariage Belgien, Frankreich 2017 – 103min.
Filmkritik
…wie Herzen sich finden und winden
Antony Cordier erzählt aus dem turbulenten Leben einer Zoobesitzer-Familie – und stellt das Genre der Hochzeitskomödie keck auf den Kopf.
Taucht in einem Filmtitel „Hochzeit“ auf, ist die Spur vorgegeben: Im Zentrum steht die Braut. Die Story dreht sich um deren Vorbereitungen, das Fest ist der Höhepunkt. Nicht so in Gaspard va au mariage von Antony Cordier; der Franzose hat mit der Partnertausch-Komödie Happy Few (2010) und dem offenherzigen Pennäler-Streifen Douches froides (2005) übrigens bereits zwei erfrischend unkonventionelle Filme vorgestellt. Und nun also schickt er einen Mann zu einer Hochzeit. Doch nicht Gaspard soll heiraten, sondern sein Vater. Max hat nach dem Tod seiner Frau den gemeinsam aufgebauten Zoo weitergeführt und die drei Kinder allein aufgezogen. Gaspard hätte den Betrieb übernehmen sollen. Doch er hat sich vor einigen Jahren abgesetzt und baut nun Lifte. Anlässlich der Hochzeit soll nun eine Familien-Versöhnung stattfinden. Gaspard fühlt sich auf der Anreise mulmig, schliesslich hat er nicht einmal eine „petite amie“ vorzuweisen. Zumindest so lange nicht, bis der Zug auf offener Strecke zum Stehen kommt und Gaspard die mit Handschellen an die Schienen gekettete Laura trifft. Nicht dass Laura mit den Aktivisten neben ihr etwas zu tun hätte. Sie hat von diesen bloss einen Kaffee geschnorrt und aus Neugierde bei der Aktion mitgemacht. Die gleiche Neugierde lässt sie nun Gaspards Vorschlag annehmen und als seine Freundin mit zu seiner Familie fahren.
Damit ist Cordier nicht nur eine überraschend originelle Boy Meets Girl-Szenen geglückt, sondern auch der Auftakt zu einem Film, der bildlich clever mit deren Exotik spielend der Frage nachgeht, wie zeitgemäss zoologische Gärten heute noch sind – und wie fest das Glück des Einzelnen das Geschick einer ganzen Familie bestimmen darf. Gedreht wurde Gaspard va au mariage im Parc Animalier von Reynou in der Limoges. Mindestens für so viel Aufregung wie die Tiere sorgt Gaspards quirlige Familie; allen voran Gaspards Schwester Coline, die felsenfest überzeugt ist, ein Bär zu sein. Und wie man sich allmählich zusammenrauft und eine Lösung sucht, wird nebenbei erzählt, wie die von Laetitia Dosch (Jeune femme) gespielte Laura und Félix Moatis Gaspard langsam zueinander finden. Und wenn man diesem Film, der zwischen Gegenwart, Erinnerung und Traum oszillierend viel Wahres über Familien und das Leben erzählt, etwas zu Gute halten soll, dann, dass er dieses Verlieben so sanft schildert, dass die Hochzeit letztlich zur Nebensache wird.
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