La mélodie Frankreich 2017 – 102min.
Filmkritik
C’est le ton qui fait la musique
Rachid Hami erzählt mit La Mélodie – Der Klang von Paris die Geschichte von zwei Welten, die dank der Musik aufeinanderprallen und zum Ende beinahe verschmelzen: Authenthisch, schnörkellos und nüchtern – vielleicht ein wenig zu nüchtern.
Der Plot hat auf jeden Fall Potential für ein berührendes Drama gewürzt mit sozialkritischen Anspielungen: Hami erzählt vom Profimusiker Simon Daoud (Kad Merad), der – angelehnt an das reale Projekt Démos der Pariser Philharmonie – einer Klasse in einem schwierigen Stadtteil der französischen Hauptstadt Geigenunterricht gibt und sie für einen Auftritt auf der grossen Bühne vorbereitet. Der Weg dorthin erweist sich zunächst aber als eher steinig: Die Beinahe-Teenager im Alter von circa 13 Jahren haben rein gar nichts mit klassischer Musik am Hut und denken zu Beginn deshalb nicht im Traum daran, ernsthaft das Geigenspiel zu lernen – sie beschimpfen Simon lieber mit ihrem Banlieue-Slang. Der pädagogisch ungeübte Simon, selbst Vater einer 14-jährigen Tochter, scheint im ersten Moment zu resignieren, schafft es schlussendlich aber doch, die Klasse für Musik zu begeistern – auch dank des leicht molligen Arnold (Rénely Alfred), der sich als Ausnahmetalent entpuppt und mit seinem zurückhaltenden Enthusiasmus die ganze Klasse anzustecken weiss.
Kad Merad, den man eigentlich als Strahlemann aus Komödien wie Willkommen bei den Sch’tis oder Der kleine Nick kennt, zeigt hier eine ganz neue Seite von sich: Ohne seinen für ihn so charakteristischen Dreitagebart und mit wenig Deckhaar spielt er die Rolle des introvertierten Virtuosen – und fällt dabei mit angenehmer Zurückhaltung auf, ohne dabei an Präsenz einzubüssen. Neben ihm spielt Samir Guesmi den Pädagogen, zusammen müssen sie die Rasselbande irgendwie in den Griff kriegen: Die Schüler der Orchesterklasse, allesamt Amateurschauspieler, wurden im 19. Arrondissement gecastet, wo auch der Film spielt – nicht nur im Film, sondern auch während dem Dreh ging es deshalb laut Regisseur und Franko-Algerier Rachid Hami des Öfteren ziemlich wild zu und her.
Das Geigenspiel erlernten alle Beteiligten während der Dreharbeiten von 4 Monaten; Die Geschichte wirkt wohl auch darum extrem authentisch und schon fast dokumentarisch – zum Beispiel, wenn die Jugendlichen bei winterlichen Temperaturen auf dem Dach eines Hochhauses üben, weil sie im Plattenbau zu viel Lärm machen. Wenn man Hami eines nicht vorwerfen kann, dann ist es, dass sein Werk zu pathetisch oder kitschig ausfällt. Ganz im Gegenteil: Es sind die leisen Zwischentöne im Film, die wirken und schlussendlich dafür sorgen, dass das Werk als Ganzes funktioniert – obwohl gewisse Nebenerzählungen umsonst angerissen werden und es einem als Zuschauer über weite Teile schwerfällt, sich gefühlsmässig zu involvieren. Die unaufgeregte Erzählweise sorgt zwar für eine sehr glaubhafte Darstellung der Ereignisse und des Settings, lässt schlussendlich aber ein wenig an Emotionalität vermissen.
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