Victoria & Abdul Grossbritannien, USA 2017 – 112min.

Filmkritik

Vom Dienen und Herrschen

Cornelis Hähnel
Filmkritik: Cornelis Hähnel

Bereits vor zehn Jahren hat der britische Regisseur Stephen Frears mit The Queen in die privaten Gemächer der regierenden Königin Elizabeth II. geblickt – und das sehr erfolgreich, gab es doch u. a. für Hauptdarstellerin Helen Mirren einen Oscar als Beste Hauptdarstellerin. Mit seinem neuesten Film Victoria & Abdul wandelt Frears erneut auf royalen Pfaden, allerdings dreht er dieses Mal die Zeit ein paar Jahrzehnte zurück.

London 1887. Seit 50 Jahren regiert Queen Victoria das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Irland. Während den Feierlichkeiten zum 50. Thronjubiläum lernt sie den indischen Bediensteten Abdul kennen und beruft ihn an den königlichen Hof. Abdul bringt der Königin die indische Kultur und Sprache näher und zwischen der eigensinnigen Monarchin und dem aufgeweckten Angestellten entwickelt sich zur Überraschung beider eine Art Freundschaft, die jedoch nicht von allen am Hofe goutiert wird...

Mit einer Regierungszeit von über 63 Jahren war Queen Victoria die am längsten amtierende britische Königin – bis ihre Ur-Urenkelin Elizabeth II. im September 2015 diesen Amtsrekord übertroffen hat. Doch Frears interessiert sich nicht für die dekadenübergreifende Biografie, wie schon bei Die Queen, wo er sich nur auf die Wochen nach dem Tod von Lady Diana konzentriert hat, skizziert er auch Queen Victoria lediglich anhand einer wahren Episode aus ihrem Leben.

Die Parallelen zwischen den beiden Filmen sind nicht nur aufgrund der Protagonistinnen offensichtlich, auch die Erzählhaltung ist durchaus ähnlich. Wie damals bereits Queen Elizabeth stößt Frears auch Queen Victoria vom Thron der unterwürfigen Ehrfurcht (ohne jedoch den Respekt zu verlieren) und zeigt sie als selbstbewusste, mitunter aber starrsinnige Frau mit Schwächen und Fehlern. Zwar wird man das Gefühl nicht los, das Frears lediglich sein Erfolgskonzept „Mensch statt Monarchin“ versucht zu wiederholen, aber letztlich funktioniert es auch ein zweites Mal.

Dies liegt vor allem am feinsinnigen, britischen Humor, der sich durch den Film zieht. Zum Glück, da Victoria & Abdul einen deutlichen Hang zum Kitsch hat, der immer wieder vom Humor in die Schranken gewiesen wird. Doch so fein die Komik, so unverhohlen ist der visuelle Protz - Frears genießt es sichtlich, die opulente Ausstattung ausgiebig zu zelebrieren. Über weite Teile dominieren immer wieder die reinen Schauwerte eines Kostümsfilms, die jedoch außer Glanz und Gloria wenig Fallhöhe bieten.

Dass Victoria & Abdul trotz Pathos und visuellem Prunk durchaus sehenswert ist, liegt neben Frears leichtfüßiger Art des Erzählens vor allem an der wunderbaren Dame Judi Dench, die als störrische Queen Victoria brilliert und dank der man getrost über einige Fehler im cineastischen Protokoll hinwegsehen kann.

20.02.2024

3

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Kommentare

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Patrick

vor 6 Jahren

Die Freundschaft zwischen Victoria & Abdul wird sehr behutsam erzählt und von Judi Dench & Ali Fazal mit einer ordentlichen Darsteller Leistung gespielt.Moslem & Burka war nicht nur damals ein Thema sondern auch Heute noch daher ist der Film wieder oder immer noch Top Aktuell.


Ortygiano

vor 7 Jahren

Guter, leicht verdaulicher und zuweilen auch rührender Film. Hatte mir aber etwas mehr erwartet. Ein bisschen tiefgründiger - leider kratzt der Film bloss an Klischees und oberflächlichen Vermutungen. Trotzdem eine hervorragende Judi Dench.


wesch68

vor 7 Jahren

Sehr schöner Film, feinfühlig und mit viel Sinn für britischen Humor, inszeniert von "Altmeister" Stephen Frears. Dame Judi Dench übertrifft hier als eigenwillige Queen Victoria noch ihre Darbietung derselben Rolle in "Mrs Brown". Die schönen Kostüme und die prunkvolle Ausstattung sind ebenfalls eine Augenweide.Mehr anzeigen


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