Walk with Me Frankreich, Grossbritannien, USA 2017 – 88min.
Filmkritik
Ein Leben für den Glauben
Eine Existenz, die von Enthaltsamkeit, Geboten und religiösen Riten geprägt ist: Die aufschlussreiche, intime Doku Walk with me begleitet den Kloster-Alltag von Zen-Buddhisten. Ein sehenswerter Film mit spannenden Erkenntnissen über eine uns unbekannte Welt.Der Film zeigt den Alltag der Zen-Buddhisten im südfranzösischen Kloster „Plum Village“. Dort richten sie sich ganz nach den Lehren des Mönchs Thich Nhat Hanh, der das Gemeindezentrum 1982 gründete. Ihr Leben ist geprägt von Enthaltsamkeit und Entsagung. Die Filmemacher Marc Francis und Max Pugh begleiteten die Buddhisten aber auch auf ihrer Reise in die USA. Sie zeigen die verschiedenen Glaubensrituale und den Versuch der Mönche, die existenziellen Fragen der menschlichen Existenz zu beantworten.
Drei Jahre lang erhielten Francis und Pugh Einblicke in den Kloster-Alltag, an dem immer wieder auch Touristen und Durchreisende teilnehmen. Für ihren Film sowie die Vorbereitung durften die Regisseure auch Hanhs Tagebücher verwenden. Aus ihnen ließen sie in der Originalversion des Films den Schauspieler Benedict Cumberbatch ausgewählte Stellen vorlesen.
Ausführlich aber stets behutsam, wird das alltägliche Treiben im „Plum Village“ beobachtet. Doch nicht nur das: die Regisseure werden voll ins religiöse, spirituelle und rituelle Leben integriert und sind mit der Kamera stets anwesend. Fast der gesamte Tag besteht aus Gebeten und Meditationsübungen. Besondere Bedeutung kommt dabei der Meditation im Gehen zu, darauf spielt auch der Filmtitel an. Aber: die Rituale erfüllen die Buddhisten voll und ganz, sie leben ihren Glauben und sie tun dies hingebungsvoll und mit Leidenschaft. Das macht der Film unmissverständlich klar.
Relativ zu Beginn sieht man Neuankömmlinge, denen kurze Zeit nach der Ankunft die Haare geschoren werden - so sieht es die Lehre vor. Einige von ihnen brechen wenig später beim Anblick des weltberühmten Buddhismus-Botschafters und Lehrmeisters Hahn in Tränen aus. Walk with me steckt voller solch seltener, emotionaler Momentaufnahmen.
Am interessantesten gestalten sich dann die Szenen, die die Zen-Buddhisten in den USA zeigen. Spannend sind z.B. die Gespräche, die sie in einem Frauengefängnis führen. Dort werden ihnen ganz offen und direkt Fragen gestellt, die den Mönchen selbst ab und an die Schamesröte ins Gesicht treiben. Das führt nicht nur bei den Gläubigen zu einigen Schmunzlern, sondern auch beim Kinozuschauer. Die Mönche und Nonnen entpuppen sich in diesen intimen, persönlichen Unterhaltungen als humorvolle, reflektierende und intelligente Gesprächspartner, die glaubhaft vermitteln können, warum ihnen ihr Glaube wichtiger ist als die Verlockungen der modernen Zivilisation.
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Kommentare
Gelöschter Nutzer
Verfasst vor 6 Jahren
Sehenswert, berührend, schön.
Ein Dokumentarfilm über die Praxis der "Achtsamkeit" ist eine Herausforderung. Wie können solche innere und sehr persönliche Prozesse, für das Auge und die Betrachtenden verständlich, umgesetzt werden?
Dieser unspektakuläre und doch ansprechende Film versucht es, auf eine ruhige und beschauliche Weise. Und so hören wir wiederholt die Glocken, welche auch in der Zen-Gemeinde die Praktizierenden daran erinnern, den Auto-Piloten wieder auszustellen und ganz im Hier und Jetzt anzukommen.
Wir haben den Film zu zweit genossen. Und im ruhigen Gespräch danach bemerkt: Vielleicht überrascht uns, die durch Übung und Meditation endlich zur Ruhe Gekommenen, am meisten ... das Donnern der Stille.… Mehr anzeigen
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