Wonder Wheel USA 2017 – 101min.
Filmkritik
Zuckerwatten-Nostalgie
Eine in die Jahre gekommene rothaarige Schönheit, die sich nach Aufregung im Leben sehnt, den Liebhaber aber an ihre naive aber äusserst ansehnliche Stieftochter abtreten muss: Woody Allens neustes Werk ist entgegen dessen Zuckerwatten-Optik überraschend schwermütig.
Ginny (Kate Winslet), eine etwas in die Jahre gekommene rothaarige Schönheit, ist ihres Lebens überdrüssig: Nach einer misslungenen Schauspielkarriere und ersten Ehe hat sie mit ihrem Sohn, einem notorischen Brandstifer, auf Coney Island beim gutmütigen aber etwas zu gewöhnlichen Karussellbetreiber Humpty (Jim Belushi) Zuflucht gefunden und müht sich reichlich demotiviert in einer Austernbar ab. Die Affäre mit dem wesentlich jüngeren Lifeguard Mickey (Justin Timberlake) verschafft Abhilfe zu ihrem tristen Alltag zwischen Schiessbudenlärm und Fettgestank – als aber plötzlich Humptys hübsche verschollene Tochter Carolina (Juno Temple) auftaucht und ihrem Liebhaber den Kopf verdreht, nimmt das Drama seinen Lauf.
Erzählt wird der wie ein melancholisches Theaterstück anmutende Film vom Lifeguard Mickey höchstpersönlich; er ist dann auch der einzige, der – im gewohnten Stil des Filmemachers – seinen Blick direkt in die Kamera richten darf. Und er warnt vorab: Er sei Student der Theaterwissenschaften und angehender Intendant, tendiere also oft zur Dramatisierung. So neigt dann auch Humpty, der Ehemann seiner Geliebten, bei Alkoholkonsum zu Gewalt, deren Sohn, ebenfalls ein Rotschopf, zu Brandstiftung und die leicht naive Carolina (bezaubernd: Juno Temple) beging mit zwanzig Jahren den Fehler, einen Gangster zu heiraten und ist nun vor diesem auf der Flucht. Das alles bietet viel Potential für Konflikte, die in fast kammerspielartigen Dialogen ausgetragen werden.
Leider bleibt der gross angekündigte Knall des sich hauptsächlich in der kleinen Wohnung mit Sicht auf das titelgebende Riesenrad und das Meer abspielenden Film dann schlussendlich aus: Dazu ist das Drehbuch zu wenig durchdacht – Woody Allens Dialogzauber schlägt leider nur selten durch – und Erzähler Mickey alias Justin Timberlake zu glatt und farblos. Umso bunter fällt hingegen die Optik des gut 100-minütigen Films aus: In gleissendem Orange, leuchtendem Goldgelb und tiefem Blau läuft der Schauplatz Coney Island mit Zuckerwatten-, Vintage-Karussellen und illustrer Gesellschaft in Badeanzügen und Freizeitkleidung im Stil der Fifties nochmals zu Höchstform auf. Mit ihren roten Haaren und dem mühelosen Changieren zwischen aufkommenden Schuldgefühlen und ausufernder Selbstverwirklichung ebenfalls glänzen kann Kate Winslet: Sie verleiht Wonder Wheel Herz und Seele und kann zwar nicht verhindern, dass der Film zu den eher durchschnittlichen Werken des 82-jährigen Filmemachers gehört, macht ihn mit ihrem Auftritt aber allemal sehenswert.
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Kommentare
Ich konnte keine "Wunderschönen Bilder" finden und von Glanzleistungen habe ich auch nichts gesehen, aber vielleicht war ich nicht in Kino-Stimmung oder habe die Geschichte nicht verstanden - Achtung Spoiler .... Kate und Justin vergnügen sich, die verstossene Tochter stört das Tête-à-Tête, Kate geht alles auf die Nevern und hat immerzu Migräne und James Belushi geht permanent Angeln und säuft gern, hab ich etwas wichtiges vergessen? - Aja, böse Gangster gibt es auch noch und einen Halbwüchsigen, der gern mit dem Feuer spiel. Tut mir Leid, aber damit kann ich nichts anfangen bzw. das ist mir zu wenig - aber wahrscheinlich bekommt der Film einen Oscas für die schönste Schiessbude, von mir bekommt er nur 2 Sterne - unterdurchschnittlich für Woddy… Mehr anzeigen
Wunderschöne Bilder vom Altmeister Vittorio Storaro und eine glanzleistung von Kate Winslet. Augenschmaus!
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