Aquaman USA 2018 – 143min.
Filmkritik
Wegschwimmen verboten!
Abgesehen vom grösstenteils positiv aufgenommenen Actionspektakel Wonder Woman erhielten die Filme des DC-Universums allenfalls durchwachsene Kritiken. Ändern wird sich daran auch beim sechsten Beitrag der fortlaufenden Superheldenreihe nur wenig. Trotz schöner Bilder und eines sympathischen Protagonisten-Duos bietet Aquaman in erster Linie Blockbuster-Kost nach Schema F.
Im Jahr 1985 rettet der Leuchtturmwärter Tom Curry (Temuera Morrison) der Atlantis-Königin Atlanna (Nicole Kidman) das Leben und verliebt sich nur wenig später in die Unterwasserherrscherin. Gemeinsam bekommen die beiden ein Kind, dem sie den Namen Arthur geben. Das familiäre Glück wird jedoch jäh zerstört, als ein Soldatentrupp aus Atlantis die verschwundene Monarchin aufspürt. Atlanna sieht sich daraufhin gezwungen, in ihre Heimat zurückzukehren, und lässt ihren neuen Mann und ihren Sohn schweren Herzens hinter sich.
In der Gegenwart ist aus dem kleinen Arthur ein muskelbepackter Draufgänger (nun gespielt von Jason Momoa) geworden, der seine aussergewöhnlichen Fähigkeiten einsetzt, um Menschen aus Notlagen zu befreien. Dass ihm eigentlich der Thron von Atlantis zusteht, interessiert den Haudegen kein bisschen. Eines Tages muss er sich allerdings seiner Herkunft stellen, da sein Halbbruder Orm (Patrick Wilson) die Armeen der sieben Unterwasserreiche vereinen und einen Krieg gegen die an der Oberfläche lebende Bevölkerung anzetteln will. Gemeinsam mit der wagemutigen Prinzessin Mera (Amber Heard) und seinem alten Lehrmeister Vulko (Willem Dafoe) versucht Arthur alias Aquaman, die unheilvollen Pläne zu vereiteln.
Der Titelheld, der seinen ersten grösseren Auftritt im DC-Giganten-Treffen Justice League feierte, versprüht in Jason Momoas kerniger Darbietung ein einnehmendes Charisma und hat mit Mera eine Kämpferin an seiner Seite, die erfreulicherweise deutlich über eine Statistenrolle hinauskommt. Ihre augenzwinkernden Scharmützel treffen sicherlich nicht immer ins Schwarze, sind aber allemal unterhaltsamer als die recht formelhaft angebahnte Romanze zwischen den beiden Verbündeten.
Regisseur James Wan (The Conjuring 2) entführt den Zuschauer in eine schillernde Unterwasserwelt, lässt seiner Liebe zum Horrorfilm gelegentlich freien Lauf und reichert seine vor allem auf Überwältigung setzende, manchmal arg kitschige Inszenierung mit einigen netten ironischen Brechungen an. Besonders ins Auge sticht die agile Kameraarbeit von Don Burgess, die das Publikum wiederholt – unter anderem während einer fulminanten Actionsequenz in Sizilien – im wahrsten Sinne des Wortes mitreisst.
Alles andere als umwerfend präsentiert sich dagegen der Plot, der wenig inspiriert von einer Station zur nächsten springt und sich vieler abgegriffener Motive des Superheldenkinos bedient. Obwohl familiäre Streitigkeiten ausgefochten werden, Aquaman lernen muss, sein Schicksal anzunehmen, und handfeste Rachegedanken eine Rolle spielen, hält sich die emotionale Wucht in überschaubaren Grenzen.
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Kommentare
Es sieht so aus, als ob diese Art von Film einen immer bedeutsameren Teil der Zukunft des Kinos ausmachen wird. Die Stunts und Animationstricks sind immer weniger in der Wirklichkeit beheimatet, sind eine optische Herausforderung, die fast zum Selbstzweck wird und die ihre Herkunft nicht verleugnet: Comic! Regisseur James Wan hat dem Unterwasserspektakel noch einen Rahmen in der realen Welt verpasst. Er zeigt Verständnis für symmetrischen Aufbau und emotionale Ausgewogenheit.
Der reale Leuchtturmwärter Tom (Temuera Morrison) zeugt mit Königin Atlanna (Nicole Kidman) den Sohn Arthur (später Jason Momoa). Diverse Kämpfe aus Rache folgen unter den nachfolgenden Generationen. Bis sich die final verliebten Arthur und Mera (Amber Heard) finden, die ultimative Aufgabe lösen und den goldenen Dreizack holen. Sie kämpfen gegen Riesenungeheuer mit übergroßen roten Augen, an denen die griechische Mythologie ihre Freude hätte. Damit die Kids bei der Stange bleiben, gibt es noch einen Ausflug in die reale Welt so wie sich Klein Fritzchen das auf dem Tourismusprospekt vorstellt. Und als Zugabe kommt noch eine Prise Komik hinzu: Arthur rauscht durch die Decke in Omas Wohnzimmer und da Wassermangel herrscht, wird der Kopf ins Klo gesteckt.
Kein Ende ohne einen abschließenden Auftritt von Atlanna (herrliche Verballhornung des amerikanischen Slangs) und eine ultimative Umarmung mit Leuchtturmwärter Tom. Artur und Mera regieren ihr Unterwasserreich. Und wenn sie nicht gestorben sind…… Mehr anzeigen
Solange niemand sein Maul aufmacht und sich das grundlegend Lächerliche in dem Meer aus Künstlichem noch steigert, macht "Aquaman" ausgiebig Spass.
Zuletzt geändert vor 5 Jahren
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