CH.FILM

Sohn meines Vaters Schweiz 2018 – 89min.

Filmkritik

Im Windschatten der Erzeuger

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

Jeshua Dreyfus versucht sich in seinem Zweitling in der Kunst der dramatischen Komödie – und scheitert.

Simon hat sich vor einem halben Jahr aus seinem Elternhaus verabschiedet. Er ist finanziell nicht auf Rosen gebettet, schätzt aber die gewonnene Freiheit, seine Freundin Fabienne will demnächst einige seiner Bilder ausstellen. Doch zum 60. Geburtstag seines Vaters kommt Simon nicht umhin, sich zu Hause zu zeigen. Er merkt schon bald, dass der Segen da schief hängt. Tatsächlich hat sein Vater eine neue Geliebte. Das ist bei der offenen Ehe seiner Eltern an sich nichts Neues. Doch diesmal hat der Psychiater Karl in seiner einstigen Patientin Sonja eine Seelenverwandte gefunden.

Sie hilft ihm nun in der Praxis und steckt mitten unter den Gästen. Mutter Agnes ist entsprechend angespannt und bittet Simon inständig, die Transkription einiger Vorträge seines Vaters zu übernehmen. Das gäbe ihr, welche für die Herausgabe von Karls Schriften verantwortlich ist, die Möglichkeit, mit Karl in den Urlaub zu fahren und so ihre Ehe zu retten. Gegen solches Flehen kommt Simon nicht an. Am nächsten Tag bereits sitzt er in Karls Gemeinschaftspraxis und verwandelt dessen oralen Ergüsse über die freie Liebe in schriftliche Form, derweil Sonja sich um Patienten und Administration kümmert.

Es kommt in der Folge weitgehend so, wie es bei dieser Ausgangslage kommen muss. Die Mutter kämpft. Der Vater misstraut seinem Sohn und buhlt aus der Ferne um seine Geliebte. Und die beiden tun, was Karl befürchtet – aber als Anhänger seiner eigenen Lehre nicht verhindern kann.

Rein von der Story her hat Sohn meines Vaters, notabene sich ins jüdische Milieu einschreibend, alles, was eine gute Komödie ausmacht. Auch tischt Jeshua Dreyfus einige bodenständig köstliche Szenen auf – zu den gelungensten gehört diejenige, in der Karl aus dem FKK-Camp Simon anruft und ihm nackig die Leviten liest. Und das Ende überrascht mit einem Twist, auf den selbst ein gestandener Regisseur stolz sein dürfte.

Jeshua Dreyfus aber ist noch jung. Sohn meines Vaters ist sein nach dem No-Budget-Movie Halb so wild zweiter langer Film und die Komödie eine hohe Kunst. So gelungen einzelne Szenen sind, so unausgegoren sind andere, wirklich ärgerlich aber ist die unausgewogene Zeichnung der Figuren. Derweil Karl und Simon –überzeugend: Dani Levy und Dimitri Stapfer – als Charakteren gezeichnet sind, sind die Frauen blosse Stereotypen. Und das bei der Geburtstagsszene aufwändig inszenierte jüdische Milieu verkommt im Laufe des Films immer mehr zur verbalen Behauptung, die auf Ereignisse keinen Einfluss hat. Schade.

15.05.2019

3

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Kommentare

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filmmann

vor 5 Jahren

langweilig...


teodor456

vor 5 Jahren

Geld- und Zeitverschwendung.


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