The Sisters Brothers Frankreich, Rumänien, Spanien, USA 2018 – 121min.
Filmkritik
Killer mit Komplexen
In seiner ersten englischsprachigen Regiearbeit widmet sich der preisgekrönte französische Filmemacher Jacques Audiard (Dheepan) dem amerikanischsten Genre schlechthin. The Sisters Brothers ist ein gewitzter Ausflug in die Welt des Westerns, von dessen prominenter Besetzung man sich allerdings nicht täuschen lassen sollte. Denn hier läuft vieles nicht in den gewohnten Bahnen.
Oregon im Jahr 1851: Die Brüder Charlie (Joaquin Phoenix) und Eli Sisters (John C. Reilly) verdingen sich als Auftragskiller und stehen in Diensten eines einflussreichen Mannes (Rutger Hauer), den alle nur den Commodore nennen. Für diesen geheimnisvollen Strippenzieher sollen die beiden ungleichen Geschwister einen gewissen Hermann Kermit Warm (Riz Ahmed) ermorden, der eine chemische Formel für effizientes Goldschürfen entwickelt hat und sich damit auf dem Weg nach Kalifornien befindet. Der Kundschafter John Morris (Jake Gyllenhaal), ein anderer Handlanger des Commodore, macht den Reisenden ausfindig und hält die Sisters über den Aufenthaltsort ihrer Zielperson auf dem Laufenden. Charlie und Eli haben auf ihrem Trip gen Süden jedoch mit einigen Hindernissen zu kämpfen.
The Sisters Brothers basiert auf dem gleichnamigen Roman des Kanadiers Patrick deWitt und treibt ein unberechenbares Spiel mit den Codes und Konventionen des Westerngenres. Auch wenn sich viele bekannte Elemente wiederfinden, beschreiten Audiard und Koautor Thomas Bidegain permanent eigenwillig-skurrile Pfade. Schon der Einstieg, bei dem eine Schiesserei von der Dunkelheit regelrecht verschluckt wird, lässt erahnen, dass die kommenden zwei Stunden alles andere als gewöhnlich sind. Wer aus der Prämisse auf eine knackig-temporeiche Verfolgung zwischen den Mördern und ihrem Opfer schliesst, dürfte überrascht sein, wie wenig sich die Macher für Actionszenen interessieren.
Feuergefechte dauern oft nicht lange an und werden recht unspektakulär inszeniert. Statt einer handlungsgetriebenen Dramaturgie bestimmt den Film eine Abfolge von kuriosen Begegnungen, lustigen Missgeschicken und Diskussionen, in denen die beiden anfangs karikaturenhaft wirkenden Titelhelden mehr und mehr Profil erhalten. Charlies Trunkenheit und seine gewaltsamen Neigungen rühren von einem frühen Trauma her, das in den Streitgesprächen der beiden Brüder immer wieder aufblitzt. Elis Selbstzweifel und seine Sehnsucht nach echter Zuneigung machen aus dem Killer einen Menschen, dem man Schritt für Schritt näherkommen kann.
Heitere und nachdenkliche Momente wechseln sich ständig ab. Mehr als einmal sinnieren die Figuren über den Gegensatz von Zivilisation und Wildnis. Die Idee einer neuen, utopischen Gesellschaft, in der das Recht des Stärkeren und die unbändige Gier keine Rolle spielen, wird an die Wand geworfen. Und nicht gerade selten tun sich ungeahnte Allianzen auf, die das Geschehen plötzlich in eine andere Richtung lenken. The Sisters Brothers ist wendungsreich und unterhaltsam – allerdings nicht im klassischen Sinne. Zuschauer, die kein Problem damit haben, wenn ein Film Erwartungen konsequent unterläuft, dürften sich bei Audiards skurrilem Western köstlich amüsieren. Auch deshalb, weil die Darsteller – vor allem Joaquin Phoenix und John C. Reilly – prächtig harmonieren.
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Kommentare
Wir haben den Film zu viert geschaut....Kumpel 1 verliess den Kinosaal nach 30 Minuten, die restlichen hatten dann zur Pause genug! Das war das erste Mal, dass ich das Kino vorzeitig verlassen habe und ich gehe jede Woche ins Kino....
Sorry - wir lieben Tarantino - doch dieser Film lässt sich nicht mit den Meisterwerken von QT vergleichen.… Mehr anzeigen
Zuletzt geändert vor 5 Jahren
Die Ausstattung & Kostümen sowie der Darsteller~Cast sind Famos und es ist somit ein Filmischer Leckerbissen.Die Story ist Skurril,Brutal und Tief ~Schwarz~Humorig und ist somit ein Film für den besonderen Geschmack.
Zuletzt geändert vor 5 Jahren
Wer sich, wie ich, Filme mit zig Morden nicht gewöhnt ist, sollte von diesem Film Abstand nehmen. Es werden dauernd Leute abgeknallt, manchmal auch wehrlos am Boden liegende. Das soll wohl "ironisch-satirische Aufarbeitung des Genres" sein, ich fands verstörend.
Ich wäre spätestens nach der Hälfte des Films rausgelaufen, wenn meine zwei Begleiterinnen nicht geblieben wären. Nach dem Film haben sie gesagt, dass es ihnen genauso ging.
Wir haben danach darüber gerätselt, was denn eigentlich die Message des Film sein soll und habens nicht herausgefunden. Dass Auftragskiller auch Gefühle haben und über das Leben nachdenken? So platt kanns ja nicht sein.… Mehr anzeigen
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