Wildlife USA 2018 – 104min.
Filmkritik
Ehedrama aus den Augen eines Jungen
Immer öfter wagen sich Schauspieler nicht nur vor, sondern auch hinter die Kamera – genauer: Auf den Regiestuhl. Auch Paul Dano (There Will Be Blood) kommt diesem Trend nach und liefert mit Wildlife ein vielversprechendes Regiedebüt über eine Ehekrise in den 1960er-Jahren.
Zusammen mit seinen Eltern lebt der 14-jährige Joe (Ed Oxenbould) in einer Kleinstadt im Montana der 60er-Jahre. Als sein Vater Jack (Jake Gyllenhaal) seine Arbeit auf dem Golfplatz verliert, macht sich dieser kurzerhand auf, um als Freiwilliger beim Löschen eines grossen Waldbrandes zu helfen, worauf Joe und seine Mutter Janette (Carrey Mulligan)auf sich allein gestellt sind. Während sie versucht, als Schwimmlehrerin ihre finanzielle Existenz zu sichern, und schliesslich einen Autohaus-Besitzer kennenlernt, bleibt Joe nichts anderes übrig, als dabei zuzusehen, wie die Ehe seiner Eltern zu zerbrechen droht.
Mit Wildlife hat Paul Dano Richard Fords gleichnamigen Roman über eine aus der Sicht eines Teenagersohnes betrachtete Ehekrise verfilmt. Entstanden ist dabei sowohl ein ruhiges Portrait einer Ära, als auch ein einschneidendes Entfremdungsdrama. Während Janette versucht sich aus ihrer für sie vorgesehene Rolle Anfang der 60er-Jahre zu befreien, ohne dabei gänzlich sicher zu sein, was sie überhaupt möchte, sind Joe die Hände gebunden. Von ihren moralisch fragwürdigen Taten erhofft sich seine Mutter einen sozialen Aufstieg. Zeuge davon zu werden, während ihre Familie langsam zugrunde geht, ist dabei aber selbst als unbeteiligter Zuschauer schmerzlich mitanzusehen und nur schwer zu verdauen.
Wirklich herzzerreissend wird das Szenario insbesondere durch die Performance von Jungschauspieler Ed Oxenbould. Zwar überzeugt auch Mulligan als Frau, die nach jahrelanger Ergebenheit nun scheinbar eiskalt und rücksichtslos, wenn auch unschlüssig ihrem eigenen Weg folgt, doch es sind vor allem Joes Reaktionen auf das Verhalten seiner Mutter, die unter die Haut gehen. Mehr noch als Carey Mulligan trägt der junge Australier den Film mit seinem emotionalen Schauspiel. Doch auch die Britin, der wesentlich mehr Dialog eingeräumt wird als Ed Oxenbould oder Jake Gyllenhaal – Letzterer ist im gesamten Mittelteil des Films nicht zu sehen – drückt vor allem dann am allermeisten aus, wenn sie überhaupt nichts sagt: durch Blicke und Gesten, wenn sich Schuldgefühle und Trotz mischen, mal ersteres, mal letzteres Oberhand gewinnt.
Die Handlung des eineinhalbstündigen Films ist schnell erzählt. Einzelne Szenen mögen vor diesem Hintergrund etwas gar lang erscheinen. Der verhältnismässig flache Spannungsbogen und längere Szenen, in denen nur wenig passiert, können – je nach Erwartungshaltung – als die wohl grössten Schwächen von «Wildlife» bezeichnet werden. Wer sich aber auf die gemächliche Gangart des Entfremdungsdramas einlässt und sich für die Untiefen zwischenmenschlicher Beziehungen interessiert, der wird in Paul Danos Regiedebüt mit herausragenden schauspielerischen Darstellungen belohnt.
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Kommentare
Eindrückliches Familien~Drama im Arthouse Movie Stil, verfeinert mit einem Hervorragenden Darsteller~Cast.
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