Die Wolf-Gäng Deutschland 2020 – 97min.
Filmkritik
Crailsfelden ist nicht Hogwarts
Mit «Die Wolf-Gäng» hat der Erfolgsautor Wolfgang Hohlbein eine Kinderbuchreihe entwickelt, die ganz klar auf Harry Potters Pfaden wandelt. Entsprechend wurde der Stoff auch schnell für einen deutschen Produzenten interessant. Herausgekommen ist nun jedoch ein Film, der zwar den Geist der Vorlage atmen mag, aber schon sehr stark auf ein kindliches Publikum abzielt. Die älteren Semester werden hier, anders als bei Potter, als Zuschauer aussen vor gelassen.
Der Vampir Vlad zieht mit seinem Vater nach Crailsfelden, einem von einem magischen Wald umgebenen Ort. Dort geht er auf eine prestigeträchtige Schule, wo auch Werwölfe, Elfen und andere Kreaturen ausgebildet werden. Er wird aber schnell zur Lachnummer, als klar wird, dass er ein Vampir ist, der kein Blut sehen kann und sich sofort übergeben muss. Immerhin findet er Freunde, denen es nicht besser geht: Die Elfe Faye hat Angst vorm Fliegen und der Werwolf Wolf hat eine Tierhaarallergie. Bald schon müssen sich die drei Aussenseiter bewähren, denn eine Verschwörung des Bürgermeisters kann ganz Crailsfelden in den Untergang stürzen – und nur das ungleiche Trio kann das verhindern.
Phantastisches bekommt man beim deutschen Film fast nur zu sehen, wenn es für Kinder gedacht ist. Hier hat man einen technisch liebevollen, vor schöner Kulisse spielenden Film, der in Sachen Effekten durchaus klotzt, gerade aber beim Make-up nicht unbedingt immer punktet. So mancher Besucher der Schule in Crailsfelden sieht dann doch eher so aus, als würde er im selbstgemachten Kostüm auf die Faschingsfeier gehen.
Die Geschichte ist nett aufbereitet, folgt aber auch dem typischen Erzählmuster von Aussenseitern, die Freunde werden und etwas aufklären oder verhindern müssen. Die Wolf-Gäng ist im Endeffekt TKKG mit übernatürlichen Gestalten. Der Humor ist eher infantil gestaltet. Seien es Axel Steins oft nach hinten losgehenden Zaubersprüche oder der Umstand, dass Wolf gerne Stöckchen apportiert, so richtig intelligent sind die Gags nun wirklich nicht gestaltet. Etwas mehr Ernsthaftigkeit hätte dem Film sicherlich gutgetan, ebenso wie eine etwas ausgeklügeltere Geschichte, deren Verlauf man nicht schon dutzendfach ähnlich gesehen hat. Auch das ein klares Indiz, wer hier Zielgruppe ist: Kinder, die diese Geschichte eben nicht schon häufig gesehen haben.
Die Kinderdarsteller sind ordentlich, aber nicht überragend. Um sie herum tummelt sich ein Ensemble, bei dem man das Gefühl hat, dass es von einem Kinderfilm zum nächsten zieht. Ein bisschen mehr Esprit bei der Besetzung hätte vielleicht Wunder wirken können. Alles in allem ein solider Kinderfilm mit ein paar hübschen Ideen, aber letztlich nicht genug, um das Ganze über Mittelmass hinauszuheben.
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