Criminales como nosotros - Glorreiche Verlierer Argentinien, Spanien 2019 – 116min.
Filmkritik
Rache ist süss
Mitten in der argentinischen Wirtschaftskrise rächt sich eine Dorfgemeinschaft an einem raffgierigen Banker, der die ehrlichen Bürger um ihr Geld gebracht hat.
Argentinien 2001: Fermín Perlassi (Ricardo Darín), seine Frau Lidia (Verónica Llinás) und Fermíns Freund Antonio (Luis Brandoni) planen die Wiedereröffnung von „La Metodica“, einer landwirtschaftlichen Genossenschaft. Dafür benötigen sie jedoch eine sechsstellige Summe. Also versuchen sie, verschiedene Bewohner ihres Ortes davon zu überzeugen, Teil von „La Metodica“ zu werden. Mit Erfolg: Schon bald kommen 158'653 Pesos zusammen. Doch als sie auf einen skrupellosen Rechtsanwalt hereinfallen, sind die Ersparnisse bedroht. Fermín und die anderen Genossenschafter hecken einen Racheplan aus.
Regisseur Sebastián Borensztein entführt den Zuschauer in seiner Verfilmung des Romans „The Night of the Heroic Losers“ zurück in die frühen 00er-Jahre. In die für Argentinien düsterste Zeit der vergangenen Jahrzehnte. Die Wirtschaftskrise hatte ihren Höhepunkt erreicht, der Staat war bankrott, und viele Bürger verloren ihr komplettes Erspartes. Zu diesen Opfern zählen in Criminales como nosotros - Glorreiche Verlierer auch Fermín (gewohnt smart und charismatisch: Ricardo Darín) und seine Freunde.
Fermín versammelt im Laufe der Zeit allerlei kauzige Zeitgenossen um sich, die für den komödiantischen Part verantwortlich sind. Darunter ein arbeitsloser Einsiedler, ein eigenwilliger Mechaniker und zwei unterbelichtete Brüder. Sie alle werden Opfer des geldgierigen, egoistischen Anwalts, welcher stellvertretend für den versagenden argentinischen Staat steht, der die Spareinlagen seiner Bewohner damals einfror. „Das Land hat uns beschissen“, formuliert es Lidia treffend, während im Hintergrund (echte) TV-Bilder von demonstrierenden Menschenmassen zu sehen sind.
Diese subtilen Hinweise und Entsprechungen wählt Borensztein sehr passend und zielgerichtet. Darüber hinaus findet er eine ausgewogene Balance zwischen ernsten Tönen und schrägem Witz. In pointierten Dialogen verweist er auf das Chaos in der argentinischen Politik zu Beginn des neuen Jahrtausends, als innerhalb von nur zwei Jahren sechs verschiedene Präsidenten regierten. Machtwechsel im Schnellverfahren, oder: politische Wahllosig- und Beliebigkeit par excellence.
Deutlich schwächer gerät die zweite Hälfte, in der aus Criminales como nosotros - Glorreiche Verlierer ein Heist-Movie wird. So gehen Fermín und Co. bei der Vorbereitung und Durchführung eines Einbruchs ziemlich umständlich vor. Der Plan gerät vor allem im Schlussdrittel zunehmend verworrener und konfuser, sodass man beim Zusehen irgendwann den Überblick verliert. Dadurch, dass sich Borensztein in technischen Nebensächlichkeiten und später auch noch in unnötigen Wendungen verliert, zieht sich Criminales como nosotros - Glorreiche Verlierer ziemlich. Es wirkt, also wolle Borensztein partout nicht zum Ende kommen.
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Kommentare
Noch immer wirken die Vorgaben zu Corona: Wir waren zu 5 (!) im gut belüfteten Saal, der sicher 120 Personen fassen könnte. Doch die muntere Loser-Truppe aus der argentinischen Pampa, mit ihrer Geschichte über Solidarität und Zusammenhalt, sorgte bald für Heiterkeit. Und Bakunin, der wohl in Argentinien die treuesten Freunde hat, zwinkerte uns vergnügt von der weissen Wand runter.… Mehr anzeigen
Zuletzt geändert vor 4 Jahren
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