Little Joe Österreich, Deutschland, Grossbritannien 2019 – 105min.
Filmkritik
Im Bann der Glücksblume
Uneindeutig und grotesk geht es im neuesten Film von Jessica Hausner (Hotel) zu, einem schwer zu definierenden, symbolträchtigen Hybrid aus subtilem Horror, Sci-Fi, Mystery und Drama.
Die Gentechnikerin Alice (Emily Beecham) beschäftigt sich vor allem mit der Entwicklung neuer Pflanzenarten. Ihre jüngste Kreation: Eine auf den Namen „Little Joe“ getaufte Blume, die nicht nur besonders hübsch ist, sondern den Menschen auch glücklicher macht – solange man sich um die Pflanze kümmert. Verantwortlich für den Glückseffekt ist das Hormon Oxytocin, das von „Little Joe“ ausgesendet wird.
Eines Tages nimmt Alice „Little Joe“ als Geschenk für ihren Sohn mit nach Hause. Doch je weiter die Pflanze wächst, desto mehr beschleicht die Wissenschaftlerin das Gefühl, dass mit ihrer Erfindung irgendetwas nicht stimmt. Unterdessen entwickelt ihre Kollegin Bella (Kerry Fox) eine ganz eigene Theorie, was das Problem sein könnte.
Hausners Filme sind bekannt für ihre unheilvolle Atmosphäre und subtile Bedrohlichkeit. Auf jenes bedrohliche Moment legt sie diesmal zwar nicht den Schwerpunkt, dennoch überkommt einem beim Betrachten oft das Gefühl, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Die Menschen verhalten sich sonderbar, fast befremdlich. Viele Dialoge driften ins Absurde ab.
Einige Figuren haben psychische oder emotionale Probleme und gehen regelmässig zum Therapeuten. Hinzu kommt die Tatsache, dass selbst Alice irgendwann an ihrem Verstand zu zweifeln scheint. Entspringt letztlich alles nur ihrer Fantasie? Hausner liebt es, den Zuschauer im Unklaren zu lassen. Ergänzend setzt sie auf einen reduzierten, von bizarren elektronischen Klängen durchzogenen Soundtrack, der zusätzlich für eine exotische Note sorgt.
Stark ist Hausners Spiel mit den Farben. Mal taucht sie ihr Szenenbild in stilisiertes Grün oder stimmungsvolle, zarte Pastellfarben, mal dominiert das knallige Rot der titelgebenden Pflanze. Einen interessanten Kontrast dazu bildet das klinisch sterile, minimalistische Design der Gewächskammern, die sich durch eine überkorrekte, exakte Anordnung der Pflanzen auszeichnen.
Verwirrung stiftet Little Joe allerdings mit seiner symbolischen Überfrachtung und dem schwer zu durchschauenden Spiel mit Anspielungen und Verweisen. Andererseits aber verweist Hausner überdeutlich auf eine Vielzahl an Inhalten und – gesellschaftlich durchaus relevanten – Fragestellungen, ohne einen dieser Aspekte jedoch tiefergehend zu behandeln. Sie kritisiert unseren ausufernden Gesundheitswahn sowie das allgemeine Glücksstreben, fragt unter anderem nach der Definition menschlichen Glücks und den Möglichkeiten beziehungsweise Grenzen der Gentechnik. Antworten darauf vermag Little Joe aber keine zu geben.
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Kommentare
Schauriger Thriller, top geniale Filmmusik, die hohe Spannung und eine unheimliche und unheilvolle Atmosphäre erzeugt. Subtiles und faszinierendes Horrorfeeling anderer Art. Dieser Film lebt vom fantastischen Soundtrack.
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