The Dead Don't Die Schweden, USA 2019 – 105min.
Filmkritik
Untote auf der Suche nach Wifi-Zugang
The Dead Don't Die, Jim Jarmuschs bereits achter Film im Wettbewerb von Cannes, ist ein waschechter Zombiefilm, aber auch eine für ihn typische Arbeit: lakonisch und ruhig, voll schräger Momente und mit prominentem Ensemble.
Menschen, die den Klimawandel leugnen, sind noch immer keine Seltenheit. Doch das, was Cliff Robertson (Bill Murray) und Ronald Peterson (Adam Driver), Polizisten im beschaulichen, keine 800 Einwohner zählenden Örtchen Centerville, an irritierenden Phänomenen wahrnehmen, geht in The Dead Don't Die weit über heisse Sommer hinaus. Während sonst ein Hühnerdiebstahl schon zu den aufregendsten Verbrechen zählt, die es aufzuklären gilt, verschwinden nun die Tiere plötzlich reihenweise, Uhren und Handys setzen aus, und die Sonne scheint auch kaum mehr unterzugehen.
Vor allem aber erwachen – ausgelöst durch Fracking an den Polarkreisen und eine dadurch veränderte Erdrotation – die Toten in Centerville wieder zum Leben, denn Jim Jarmuschs neues Werk ist ein waschechter Zombiefilm. Wobei natürlich falsch liegt, wer nun einen klassischen, auf Horror fokussierten Genre-Beitrag erwartet.
Anders als der Werbetrailer vermuten lässt, ist The Dead Don't Die ein typischer Jarmusch: eine lakonische, mit beseelter Ruhe erzählte Komödie zwischen Fatalismus und Hoffnung, voller schräger Momente und einem prominenten Ensemble, in dem neben Driver vor allem Tilda Swinton als seltsame Bestatterin brilliert, während Murray unterfordert ist und sich auch Tom Waits, Iggy Pop oder Popstar Selena Gomez die Ehre geben.
Den Ursprüngen des modernen Zombiekinos bleibt Jarmusch allerdings ohne Frage treu. Wo schon George Romero in den späten Sechzigern und frühen Siebzigern die Untoten als Metapher zur Kapitalismuskritik nutzte, haut Jarmusch nun in die gleiche Kerbe.
Auch in The Dead Don't Die geht es nicht nur um die Folgen der Umweltzerstörung, sondern sind die Zombies gleichzeitig Täter wie Opfer eines zügellosen Materialismus, denen hier mindestens so sehr wie nach Blut nach Wlan-Zugang oder billigem Chardonnay gelüstet. Seine Botschaft allerdings bringt Jarmusch dabei allzu überdeutlich an den Mann, was dem Film ein wenig die Leichtigkeit nimmt, und vor allem nie eine etwas tiefer gehende Intellektualität aufkommen lässt, wie sie etwa seinen letzten Genre-Abstecher, die Vampirgeschichte Only Lovers Left Alive, ausmachte.
Stattdessen verpasst er The Dead Don't Die noch eine Metaebene, indem er an zwei Stellen seine beiden Protagonisten darüber sprechen lässt, dass sie sich in einem Jarmusch-Film befinden. Zu den durchaus reichlich vorhandenen gelungenen Szenen des Films gehört diese überflüssige, zu wenig ausgearbeitete Idee allerdings nicht.
Dein Film-Rating
Kommentare
Jarmusch so lakonisch wie man ihn kennt und liebt – oder eben nicht. Wer viel Grusel und Zombieschleim erwartet braucht nicht hinzugehen, die Untoten rauchen bloss unscheinbar schwarz wenn ihr Kopf fällt. Dagegen sprüht der Film von feiner Ironie: gegenüber der Filmbranche an sich, dem Zombie-Genre, gegenüber unserer Youtube- / Konsum-Gesellschaft.
Hinter den vielen klingenden Namen in der Cast-Besetzung stehen bekanntlich Stars mit ausgeprägten Charakterzügen. Die werden in der meisterlichen Rollenzuweisung auf witzige Weise überhöht: Tom Waits als asozialer Einsiedler, Tilda Swinton als rätselhafte Leichenbestatterin, und Iggy Pop - der muss natürlich zu den Untoten...
Gerade die Kontroverse in der Kritik und die verschiedenen Meta-Ebenen, auf denen sich der Streifen bewegt: er macht sich Kultverdächtig.… Mehr anzeigen
Hast du gerne schräge Filme mit skurrilem Humor, bist du hier genau richtig. Ein herrlicher Trash-Zombiefilm vor einem ernsten Hintergrund. Am Ende überleben die Gier des Menschen nur die Tiere, die Untoten und der Humor.
Furchtbar langweilig. Da spielen soviele bekannte Leute mit, aber keiner (ja nicht mal Murray oder Driver) machen was aus ihren Rollen. Schade um Zeit und Geld.
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