Der König der Löwen USA 2019 – 118min.

Filmkritik

Der ewige Kreis des Lebens

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

„The Circle of Life“: Das Remake des kultisch verehrten Zeichentrick-Klassikers überwältigt mit nie gesehenen, fotorealistischen Bildern von Landschaften und Tieren. Enttäuscht werden all jene sein, die sich dramaturgisch und inhaltlich neue Facetten erhoffen.

Mit dem Löwenjungen Simba erblickt der künftige König Afrikas das Licht der Welt. Simbas Eltern, Mufasa und Sarabi, sind überglücklich. Lediglich Onkel Scar ist der Thronfolger ein Dorn im Auge. Durch Scars Intrigen kommt Mufasa eines Tages zu Tode, und Simba gibt sich die Schuld daran. Er flieht, während Scar den Thron besteigt. Im Exil findet Simba mit Erdmännchen Timon und dem Warzenschwein Pumbaa neue Freunde. Jahre später wird ihm klar, dass er zurückkehren muss, um die Herrschaft Scars zu beenden und sein rechtmässiges Erbe anzutreten.

Das Erbe des überlebensgrossen Originals von 1994 wiegt schwer: Der König der Löwen gilt bis heute als der kommerziell erfolgreichste Zeichentrickfilm. Darüber hinaus wurde er mit zwei Oscars und mehreren Golden Globes prämiert. Das Remake verantwortete Jon Favreau, der sich mit Virtual-Reality-Technologie auskennt: Er inszenierte 2016 bereits die Live-Action-Interpretation von Das Dschungelbuch.

Schroffe Felsen, Sandwüsten, Wasserfälle und die Weite der Steppe: Bereits nach wenigen Sekunden wähnt man sich inmitten der vielfältigen, atemberaubenden afrikanischen Natur. Der Detailreichtum und die Plastizität der Bilder sind einmalig und sorgen für ein hohes Mass an Authentizität – das grösste Plus der König der Löwen-Neuverfilmung. Ganze Arbeit leisteten die Macher auch bei der Animation der Tiere.

Nie zuvor wirkten Löwen, Vögel und Hyänen auf der Leinwand realistischer: Vom (Sozial-)Verhalten bis hin zu den Bewegungsabläufen der Wildtiere. So entsteht nicht selten der Eindruck, man sehe gerade eine Dokumentation und kein Animationsfilm. Und die bekannte Story vom ewigen Kampf des – scheinbar – Schwachen gegen den Starken besitzt nach wie vor Herz, Tragik und ganz viel Humor. Für diesen sind zumeist die schrulligen Nebenfiguren zuständig, allen voran der quirlige Timon und der lebenslustige Pumbaa.

Allerdings: Abgesehen von minimalen Änderungen (so sind etwa die Hyänen weniger albern als im Zeichentrickfilm) gleicht das Remake dramaturgisch und inszenatorisch dem Original quasi Eins zu Eins. Nahezu jede Kamerafahrt, jede Einstellung, jede Szene wurde übernommen – so lässt der Film jegliche frische Elemente und Neuerungen vermissen. Schade ist zudem, dass die Neufassungen der Songs nicht an die Kraft und Emotionalität der Ursprungstitel heranreichen. Allein das von Beyoncé und Donald Glover gesungene „Can you feel the love tonight“ ist meilenweit von Elton Johns mitreissender, dringlicher Darbietung entfernt.



15.07.2019

3.5

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Kommentare

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Barbarum

vor 5 Jahren

Der König ist tot, lang lebe diese bizarre Ausgeburt eines Nostalgie-Fetisches. Während der Zeichentrick von 1994 die Tiere derart gestaltete, glaubhaft eine Geschichte zu erzählen, hat das in der neuen, fotorealistischen Ausgabe für mich überhaupt nicht mehr funktioniert. Unabhängig davon, wie beeindruckend das alles aussieht. Vielmehr fand ich es sogar lächerlich. Erst recht als diese so echten Tiere dann auch noch anfingen zu singen. Und, da es – abgesehen von halbstündigem Füllmaterial – ja praktisch eine Bild für Bild-Wiedergabe des Originals ist, hätte es mir um ein Haar noch meine Zuneigung dazu ruiniert.Mehr anzeigen


raff1

vor 5 Jahren

Handlung ist fast 1:1 dem Animationsfilm nachempfunden. Sehr schön gemacht!


Travelmichi

vor 5 Jahren

Super gemacht und genial animiert.
Schöne Geschichte und tolle Musik.
So macht Kino Spass. Absolute Empfehlung.


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