Fatman Kanada, Grossbritannien, USA 2020 – 100min.

Filmkritik

Santa lebt gefährlich

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

In „Fatman“ gibt Mel Gibson einen von der Gesellschaft angewiderten Weihnachtsmann, dem ein durchtriebener Junge aus reichem Haus einen Killer auf den Hals hetzt. Aus dieser herrlich absurden Grundidee presst die Feiertagsgroteske der Brüder Eshom und Ian Nelms leider zu wenig Saft, um für durchgängiges Amüsement zu sorgen.

Chris Cringle alias Santa Claus (Mel Gibson) hat es nicht leicht. Von Jahr zu Jahr werden die Kinder unanständiger. Und überhaupt geht die Gesellschaft langsam vor die Hunde. Das einst boomende Weihnachtsgeschäft wirft plötzlich nicht mehr ausreichend Gewinn ab, weshalb sich Chris und seine Gattin Ruth (als gute Seele ungemein einnehmend: Marianne Jean-Baptiste), die von der US-Regierung finanziell unterstützt werden, auf einen pikanten Deal einlassen. Um die Elfenfabrik, in der ihre Geschenke produziert werden, nicht schon in Kürze schliessen zu müssen, nehmen die beiden einen Auftrag des Militärs an.

Als der aus reichem Hause stammende, von seinem Vater vernachlässigte Billy Wenan (Chance Hurstfield) unter dem Weihnachtsbaum bloss ein Stück Kohle vorfindet, kennt der Halbwüchsige kein Pardon. Kurzerhand engagiert er einen schon vorher für ihn tätigen Killer (Walton Goggins), der Santa für seine Ignoranz bestrafen soll. Während Chris nichtsahnend die Soldaten auf seinem Anwesen im verschneiten Alaska begrüsst, macht sich der bezahlte Mörder auf die Suche nach der Adresse des Weihnachtsmannes.

Angesichts der vielen alljährlich erscheinenden Festtagsfilme, die vor allem Besinnlichkeit verströmen wollen, ist ein satirischer Umgang mit der Weihnachtszeit absolut erfrischend. Die köstlich überspitzte Prämisse von „Fatman“ weckt Hoffnungen auf eine unvorhersehbare, mitreissende Sause, wird von den Brüdern Nelms („Small Town Crime“) allerdings nicht richtig ausgereizt.

Sicherlich sind einige der kleinen Abzweigungen auf der Reise des von Walton Goggins lustvoll exzentrisch gespielten Profikillers unterhaltsam. Und gewiss strahlt der einen stattlichen Rauschebart tragende Mel Gibson als desillusionierter, vom kapitalistischen System in die Enge getriebener Santa Claus Präsenz aus. Seltsamerweise dreht das von den Regisseuren verfasste Drehbuch aber nie vollends frei und bleibt in seiner Skurrilität letztlich zu berechenbar. Bestes Beispiel ist der in seiner Ehre gekränkte Billy, dessen Auftreten als Minimafiapate krampfhaft auf komisch getrimmt ist. Etwas mehr Irrsinn und Originalität hätte es auch im Schneeshowdown gebraucht. Erst hier schaltet der mit einem Actionversprechen beworbene Film ein paar Gänge hoch – doch auch dieser Abschnitt wirkt einen Tick zu konventionell, um echte Begeisterung hervorzurufen.

08.12.2020

2.5

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Kommentare

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Patrick

vor 3 Jahren

Ich fand Fatman kurzweilig, unterhaltsam und vorallem Bitterböse.Armer Fatman zuerst wird von Billy Wenwan ein Profi ~Killer auf ihn gejagt und schlussendlich wird Fatman auch noch von Corona von den grossen Kino Säle ins Streaming Lager gejagt.

Zuletzt geändert vor 3 Jahren


Taz

vor 3 Jahren

Die Ausgangslage ist sicher nicht schlecht und mit Gibson als Santa hat man auch eine gute Wahl getroffen. Was aber nur teilweise aufblitzt, ist der Zynismus und der freche Humor, mit dem man hier viel deutlicher hätte arbeiten sollen. So ist Fatman am Ende zwar ein etwas schräger Bruder des ordinären Weinachtsfilms geworden, aber kratzt dabei noch nicht mal an den Möglichkeiten, die vorhanden gewesen wären. Vielleicht fehlte der Mut oder die Produktionsfirma hielt den Finger drauf, aber mit solchen Charakteren wie die von Gibson und Goggins muss doch ein Film rausschauen, von dem man noch länger spricht. Das ist hier leider nicht geglückt.Mehr anzeigen


Barbarum

vor 3 Jahren

Auf den Weihnachtsmann wird von einem reichen, soziopathischen Gör, das zur Weihnacht nur ein Stück Kohle bekommen hat, ein Auftragskiller angesetzt. Der ganze Film reitet auf dieser absonderlichen Idee. Allerdings ist „Fatman“ zu selten als Scherz aufzufassen, sondern mehrheitlich ein biederes Unterfangen, bei dem Menschen gelegentlich in den Kopf geschossen wird. Anders ausgedrückt: Wenn die zentrale Figur dieses Films nicht der Weihnachtsmann wäre, wäre „Fatman“ nur ein weiterer unauffälliger, nicht besonders interessanter Actionfilm.Mehr anzeigen


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