Malignant USA 2020 – 111min.

Filmkritik

Blutige Visionen plötzlich real

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Mit «Saw» löste er eine Welle an beinharten Schockern aus. Mit «The Conjuring» huldigte er dem klassischen Spukhausgenre. Und in «Malignant» wirbelt Filmemacher James Wan nun verschiedene Schreckenszutaten zusammen. Besonders ins Auge stechen dabei die Verneigungen vor dem Giallo-Kino, jener abgründigen, formal extravaganten Thriller-Spielart, die italienische Regisseure wie Mario Bava und Dario Argento in den 1960er und 1970er Jahren populär machten.

Dass es dieses Mal blutiger zugehen wird als in den von Wan inszenierten Haunted-House-Filmen (neben «The Conjuring» und «The Conjuring 2» drehte er auch «Insidious» und «Insidious: Chapter 2»), ist schon nach dem Prolog klar, der einen deftigen Gewaltausbruch in einer Spezialklinik im Jahr 1993 bebildert. Dennoch gibt sich der Regisseur im Anschluss erst einmal Mühe, sein Publikum auf eine falsche Fährte zu locken und mit vertrauten, solide orchestrierten, aber nicht übermäßig wirkungsvollen Gruselelementen einzulullen.

Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist die schwangere Madison (Annabelle Wallis), die nach einigen Fehlgeburten endlich hofft, ein Kind austragen zu können. Während eines Streits wird sie von ihrem Gatten (Jake Abel) an die Wand geschleudert und trägt eine blutige Wunde am Hinterkopf davon. Noch in derselben Nacht taucht ein langhaariges Wesen auf, das den aggressiven Ehemann tötet und Madison derart zusetzt, dass sie ihr Baby verliert.

Als sie nach ihrem Krankenhausaufenthalt in ihre eigenen vier Wände zurückkehrt, wird die junge Frau plötzlich wiederholt von lebhaften Visionen übermannt, in denen brutale Morde geschehen. Beunruhigend ist nicht nur, dass die Verbrechen in der Realität genau so stattfinden, wie sie es mitansehen musste. Verunsicherung ruft auch Madisons langsam erwachende Erinnerung an Gabriel, ihren imaginären Freund aus Kindertagen, hervor.

«Malignant» entpuppt sich als wilder, vor grotesken Einlagen nicht zurückscheuender Mix verschiedener Horror- und Thrillerrichtungen, erweist aber vor allem den Giallo-Filmen die Ehre, die maßgeblichen Einfluss auf das von «Halloween – Die Nacht des Grauens» und «Freitag der 13.» geprägte US-Slasher-Kino hatten. Markante Farbspiele, Nahaufnahmen weit aufgerissener Augen, eine spitze Mordwaffe, schwarze Handschuhe, pulsierende elektronische Klänge, eigenwillige visuelle Einfälle, etwa eine Kamerafahrt aus der Vogelperspektive durch Madisons Haus, und ein Trauma aus der Vergangenheit mit tödlichen Konsequenzen für die Gegenwart – sowohl stilistisch als auch inhaltlich arbeiten sich Wan und Drehbuchautorin Akela Cooper («Hell Fest») an den Merkmalen der italienischen Spannungstradition ab, die sich trotz ihres Nachlassens seit den 1980er Jahren noch immer in den Werken diverser Filmemacher niederschlägt. Hélène Cattets und Bruno Forzanis «Amer» sowie Peter Stricklands «Berberian Sound Studio» beispielsweise sind Hommagen an den Giallo und seine Ausdrucksformen.

Wie eigentlich immer bei Wan wartet «Malignant» mit überzeugenden Schauwerten auf. Und trotz der vielen Verweise fühlt sich der mit Herzblut produzierte und gedrehte Film nicht wie eine billige Kopie an.

Festhalten muss man zugleich aber, dass manche Schockeffekte leicht durchschaubar sind. Die Wendungen der Handlung riecht man sicherlich nicht Kilometer gegen den Wind. Den ein oder anderen Twist kann man, etwas Aufmerksamkeit vorausgesetzt, allerdings schon erahnen. Für kontroverse Meinungen dürfte vor allem der Schlussakt sorgen, der, dem Giallo-Muster folgend, eine reichlich absurde Auflösung präsentiert. Wer gegen handfeste Trash-Ausflüge nichts einzuwenden hat, dürfte hier auf seine Kosten kommen. Einige Zuschauer könnten das mit «Matrix»-artigen Actionkunststücken aufwartende, gelegentlich in eine Computergameästhetik abdriftende Geschehen in der letzten halben Stunde jedoch eher lächerlich als unterhaltsam finden.



07.09.2021

3

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Kommentare

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stifi24

vor 3 Jahren

Richtig schlechter Horrorfilm viele Chancen den Film gruslig zu gestalten nicht genutzt. Auflösung des Rätsels war nur zum Lachen. Scary Movies haben bessere Specialeffects


S1256

vor 3 Jahren

Lange nicht mehr so einen schlecht gemachten Film gesehen, schade.


julianne

vor 3 Jahren

Heute gesehen schöne Bilder Psychiatrie am Meer und von Seattle interessant und spannend tolle Hauptfigur ! Auch in Annabelle 1 ! Aber conjuring 3 und A quiet Place 2 hat mir besser gefallen ! Aber toll


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