Run USA 2020 – 99min.

Filmkritik

Böses Erwachen

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Dass es für nervenaufreibende Spannungsunterhaltung nicht immer ein ausgefuchstes Drehbuch braucht, beweist Aneesh Chaganty mit seiner zweiten abendfüllenden Regiearbeit „Run“. Sarah Paulson und Kinonewcomerin Kiera Allen liefern sich darin als Mutter-Tochter-Gespann ein packendes Schauspielduell.

Hakenschlagend und formal ambitioniert – diese Beschreibung fasst Chagantys Debütwerk „Searching“ aus dem Jahr 2018 treffend zusammen. Der inhaltlich etwas überkonstruierte Thriller, der von der Suche eines Vaters nach seiner verschwundenen Tochter handelt, entfaltet sich lediglich auf Handy- und Laptopbildschirmen und erzählt mithilfe dieser unkonventionellen Optik nicht nur erstaunlich viel über den Menschen im digitalen Zeitalter, sondern erzeugt parallel einen bedrückenden Kammerspielcharakter. Klaustrophobische Gefühle produzieren Chaganty und Co-Autor Sev Ohanian, die gemeinsam das Drehbuch zu „Searching“ schrieben, auch in ihrer neuen Zusammenarbeit „Run“, die ihren Hauptschauplatz, ein abgelegenes Haus, nur selten verlässt.

Diane Sherman (Sarah Paulson) und ihre auf den Rollstuhl angewiesene Tochter Chloe (Kiera Allen), die sich seit ihrer Kindheit mit zahlreichen Leiden herumschlägt, führen ein zurückgezogenes Leben. Aufopferungsvoll kümmert sich Diane um die 17-Jährige, die von der Aussenwelt fast gänzlich abgeschnitten ist. Einzig Postzusteller Tom (Pat Healy), den die Jugendliche wegen einer erhofften College-Zusage jeden Tag sehnsüchtig erwartet, bekommt sie regelmässig zu Gesicht. Nach Jahren des Heimunterrichts und des pausenlosen Behütetwerdens will die technisch versierte Teenagerin ihr Nest verlassen und ein Studium beginnen. Wie Diane versichert, ist bislang aber noch nie ein Bescheid für sie dabei gewesen. Als Chloe zufällig entdeckt, dass sie Medikamente einnehmen soll, die eigentlich auf den Namen ihrer Mutter ausgestellt sind, hegt sie zum ersten Mal Zweifel an den Absichten ihrer Beschützerin – und stellt daher weitere Nachforschungen an.

Weiss „Searching“ mit einigen gewitzten Finten zu überraschen, präsentiert sich „Run“ als Thriller ohne doppelten Boden. Die Rollen sind von Anfang an klar verteilt. Dass mit Diane etwas nicht stimmt, verraten schon ihr wachsamer Blick und ihre strikten, soziale Kontakte unterbindenden Hausregeln, die einer Heranwachsenden, sei sie noch so sehr von Krankheiten geplagt, sicherlich nicht guttun. Verblüffende Wendungen gehören nicht zu den Stärken des Skripts, das seine Protagonistinnen außerdem alles andere als komplex anlegt. Auf der einen Seite steht die überfürsorgliche, dunkle, aber durchschaubare Geheimnisse verbergende Mutterfigur, auf der anderen eine vermeintlich hilflose junge Frau, für die das Flüggewerden zu einem dramatischen Spiessrutenlauf avanciert.

Auch wenn die Handlung inklusive eines überflüssigen Nachklapps keinen Preis verdient hat und sich manche Genreklischees in das Geschehen einschleichen, entpuppt sich „Run“ als im besten Sinne straff und effektiv arrangierter Reisser, der aus der Frage, ob Chloe Dianes Umklammerung entkommen kann, ein Maximum an Nervenkitzel zieht. Mehrfach gibt es Szenen, in denen man aus Angst um die zunehmend aktiver werdende Teenagerin den Atem anhält. Fesselnd ist die Konfrontation zwischen Mutter und Tochter auch deshalb, weil sich die beiden Hauptdarstellerinnen einen gepfefferten Schlagabtausch liefern. Kinodebütantin Kiera Allen, die im wahren Leben ebenfalls einen Rollstuhl benutzt, bringt Willenskraft und Widerstandsfähigkeit überzeugend zum Ausdruck und fällt gegenüber der Wahnsinn und finstere Entschlossenheit ausstrahlenden Sarah Paulson keineswegs ab.

22.04.2021

3.5

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Kommentare

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DieG_s

vor 3 Jahren

Ich empfehle diesen Film nicht. Er verdient nichtmal einen Stern. So schlecht. Komplett unnötig.


julianne

vor 3 Jahren

Fantastic thriller schön konnte ich noch im Kino sehen habe schon länger auf Apple ! Spannung pur und super actors und soundtrack hat mir sehr gefallen !! Sarah Paulson grossartig 😍😍😍


Patrick

vor 3 Jahren

RUN steht für:R=Rasant.U=Unheimlich & N für :Nerven-zerreissend.Und ist somit ein Psycho~Thriller vom Feinstem.


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