The Forever Purge USA 2020 – 103min.

Filmkritik

Ausnahme als Dauerzustand

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Einmal im Jahr sind in einem Amerika der nahen Zukunft für zwölf Stunden alle Verbrechen erlaubt, um eine Selbstreinigung der Gesellschaft zu bewirken. Mit dieser gruseligen Idee legte James DeMonaco 2013 den Grundstein für eine zwischen Horror, Action und greller Sozialsatire pendelnde Filmreihe, die nun ihr fünftes Kapitel aufschlägt.

Blickte «The First Purge», der vierte Teil der dystopischen, um einen Serienableger ergänzten Saga, noch auf den Ursprung der staatlich verordneten Säuberungsnacht, springt der Nachfolger nun wieder einige Dekaden auf der Zeitleiste nach vorne. «The Forever Purge» schliesst inhaltlich an den 2040 spielenden dritten Franchise-Beitrag «The Purge: Election Year» an, der mit dem Einzug der liberalen Senatorin Charlie Roan (Elizabeth Mitchell) in das Weisse Haus endete und die sofortige Einstellung der mörderischen Reinigungstradition in Aussicht stellte. Seit dem Sieg Roans sind nun acht Jahre vergangen. Die Neuen Gründungsväter Amerikas haben die Macht zurückerobert und die von ihnen schon damals eingeführten Purge wieder institutionalisiert.

Die in der Reihe auf recht brachiale Weise diskutierte Ungleichheit zwischen Arm und Reich spielt auch im neuen Streifen eine zentrale Rolle. Nicht umsonst steigen der für das Drehbuch verantwortliche DeMonaco und Regisseur Everardo Gout (inszenierte mehrere Folgen der Science-Fiction-Serie «Mars») mit dem mexikanischen Pärchen Adela (Ana de la Reguera) und Juan (Tenoch Huerta) ein, das auf illegalem Weg über die US-amerikanische Grenze gelangt. Den beiden gegenübergestellt wird die wohlhabende Familie Tucker, auf deren Landgut Juan eine Anstellung findet. Während Patriarch Caleb (Will Patton) den jungen Mann für seine zuverlässige Arbeit schätzt, gibt sich dessen Sohn Dylan (Josh Lucas) keine Mühe, seine Abneigung zu verbergen.

Das Purge-Ereignis verbringen die Einwanderer mit vielen anderen Migranten in einer von bezahlten Wachleuten gesicherten Halle. Die reiche Farmerfamilie hingegen verbarrikadiert sich, ausgestattet mit den modernsten Sicherheitssystemen, auf ihrem Anwesen. Geschickt gaukelt das Skript dem Zuschauer vor, dass Dylan die Mordnacht nutzen könnte, um sich an Juan zu rächen, der ihn vor seinem Vater in seiner Ehre gekränkt hat. Tatsächlich strebt «The Forever Purge» aber in eine andere Richtung. Adela, ihr Gatte und Landsmann T. T. (Alejandro Edda) müssen sich nämlich plötzlich mit Dylan, seiner schwangeren Frau Cassie (Cassidy Freeman) und seiner Schwester Harper (Leven Rambin) zusammenraufen, als durchgeknallte Nationalisten nach Ablauf der zwölf Stunden den Aufstand gegen die Regierung proben und eine dauerhafte Säuberung ausrufen. Ihr Ziel: Die Vereinigten Staaten sollen von allem Fremden befreit werden.

Der aus den anderen Teilen bereits bekannte reisserische Ansatz dominiert auch das fünfte Kapitel. Inzwischen muss man DeMonaco aber gewisse prophetische Qualitäten bescheinigen. Gerade vor dem Hintergrund des von Donald Trump befeuerten Sturms auf das Kapitol im Januar 2021 ist «The Forever Purge» von der Realität gar nicht mehr so weit entfernt. Gewaltbereite, hemmungslose Wirrköpfe in teils grotesken Kostümen suchten Anfang des Jahres auch im wahren Leben nach einem Ventil für ihre Frustrationen.

Die Handlung des Films ist hochpolitisch. Mit Details halten sich die Macher allerdings nicht auf. Vielmehr entfachen sie den gewohnten Überlebenskampf, der mit einigen wirkungsvollen Actioneinlagen garniert ist. Ab und an werden wir in Situationen versetzt, die den Puls nach oben treiben. Und das Ende hält einen interessanten Dreh bereit. «The Forever Purge» folgt insgesamt jedoch zu sehr der etablierten Reihenformel, um sich in irgendeiner Weise abheben zu können. Vielleicht macht es der ursprünglich gar nicht angedachte, nun aber bereits in Planung befindliche sechste Teil ja etwas besser.

20.02.2024

3

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Kommentare

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Julia

vor 3 Jahren

Geht weiter im Purgen.......weiter weiter....forever .........Ironisch fieser Film. Spiegelt unsere Gesellschaft, nur noch offener, was bei uns unterschwelliger brodelt. Ja wirklich Ironie. Man kann den Film gucken, man kann kann das Leben betrachten. Die Lösung ist genauso ironisch, nämlich, dass man das Leben wie einen Film betrachtet. Mitspielen oder nicht, entscheidet jeder selber. Und wer dahinter sieht, kennt auch die Lösung💫Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor 3 Jahren


Taz

vor 3 Jahren

Überflüssig von A-Z. Damit wurde die Reihe nun hoffentlich beendet. An die Wand gefahren hat man sie mit diesem Film aber definitiv.


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