Aline Kanada, Frankreich 2020 – 126min.
Filmkritik
Unter einen Hut bringen: Familie, Liebe und Idol-Status
Als vierzehntes Kind eines Quebecer Ehepaars, Anglomard (Roc LaFortune) und Sylvette Dieu (die ausgezeichnete Danielle Fichaud), zeigt Aline schon früh ihr musikalisches Talent und wird dank der unerschütterlichen Unterstützung ihrer Familie von dem Produzenten Guy-Claude Kamar (Sylvain Marcel) entdeckt. Während ihre Stimme ihre Heimatregion und dann die französisch- und englischsprachige Welt verführt, wachsen ihre Gefühle für Guy-Claude, bis sie ihrer Mutter erzählt, dass sie sich verliebt hat. Die Geschichte ihrer Liebe zu Guy-Claude ist verwoben mit den Zweifeln und Ängsten, Kinder zu bekommen, den Auftritten, die sie unter der Kritik der Medien absolvieren muss, und vor allem mit der Enttäuschung über ein Leben, das ihr keine Ruhe lässt.
Die bis zur Karikatur lustigen ersten 15 Minuten geben sicherlich nicht den Ton für den Rest des Films an, aber sie legen seine Themen und Merkmale fest, wie die Liebe zur Musik, Alines Identität hinter ihrem zukünftigen Image als internationaler Star und die Beziehungen zu ihrem engen Kreis. Es ist jedoch der schlechte Geschmack, der bei der Erkundung von Alines Herkunft und Kindheit zurückbleibt. Obwohl Kitsch normalerweise mit dem Image von Celine Dion in Verbindung gebracht wird, ist er hier auf die vielen ungeschickten Entscheidungen der Regisseurin zurückzuführen. Das eklatanteste Beispiel ist die unglückliche Entscheidung von Valérie Lemercier, ihre Figur in einem jungen Alter zu spielen.
Mehrere Szenen stürzen den Zuschauer in ein unangenehmes Gefühl, welches die gute schauspielerische Leistung nicht lindern kann. Dennoch ist es bewundernswert zu sehen, wie sich die Regisseurin sowohl in die Konzeption des Werks als auch in ihre Protagonistin investiert, die sie begleitet, bis die Trennung nicht klar zu unterscheiden ist. Andere Szenen, die diesmal Alines Begeisterung für ihre Eltern veranschaulichen, sind nicht subtil genug, erlauben sich aber dadurch, die erste Lächerlichkeit in Emotionen umzuwandeln, wie bei der verzweifelten Beichte eines Mädchens in der Badewanne gegenüber ihrer Mutter.
Während Aline Dieu glänzt, bleiben die anderen Personen im Vergleich dazu oberflächlich, da ihre blosse Anwesenheit und ihre Beziehung zu Aline sie in Rollen als Tochter, Schwester, Ehefrau, Star oder Mutter zwingen, in denen sie vergessen, sie selbst zu sein. Diejenigen, die am meisten darunter leiden, sind die Mitglieder ihrer Familie, die übrigens überfürsorglich ist, mit der bemerkenswerten Ausnahme von Sylvette, die aufgrund ihrer Hingabe und ihrer Entwicklung als Elternteil unvergesslich in der Erinnerung des Zuschauers bleibt. Im Übrigen kommen die Adelphs, die keine andere Funktion als die der moralischen Unterstützung der Schwester haben, dienen als Running-Gag, weil sie mit ihren Vornamen ständig verwechselt werden.
Auch wenn die Regie schon ziemlich früh ihre Grenzen aufzeigt, so überrascht sie doch immer wieder und verfolgt gemeinsam mit dem Schnitt und dem Drehbuch eine Liebesgeschichte, deren Tiefe unbekannt ist. Die Handlung ist jedem vertraut und manchmal etwas verworren, denn die exzessiven Konzerte, die entscheidenden Ereignisse wie der Eurovisionssieg und die Hindernisse des Paares Aline-Guy-Claude folgen aufeinander. Das Gleiche gilt für den Schnitt, der im laufe der zweistündigen Film ebenfalls unausgewogen ist, verstecken sich Gefühle und Schmerz hinter Humor.
Der Film ist jedoch nie so eindrucksvoll, wie wenn er sich von bekannten Refrains und tränenreichen Umarmungen loslöst und in seinem emotionalen Finale nüchtern bleibt. Glücklicherweise verleihen all diese Effekte dem Film einen angenehmen, unaufgeregten Aspekt, während wir gleichzeitig in Alines innere Qualen eintauchen. Der eigentliche Reiz des Films liegt in seiner Fähigkeit, sowohl Fans als auch Neulinge von Céline Dion durch die Aufrichtigkeit und den Respekt, mit denen dieses aussergewöhnliche Schicksal geschildert wird, zu berühren. Durch sein prekäres, aber aufrechterhaltenes Gleichgewicht zwischen einer halbgelungenen Biografie und einem Drama, das sich in seine Heldin einfühlt, hebt sich «Aline» zweifellos von anderen Filmen dieses Genres ab und ist eine ausgezeichnete Überraschung.
Übersetzung aus dem Französischen von Eleo Billet durch Alejandro Manjon.
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Kommentare
Absolut grosses kino mit einer super stimme den schau ich mir nochmals an.
Aline oder celine eifach reinhören und geniessen
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