Don't Breathe 2 USA 2021 – 99min.
Filmkritik
Auch blinde Männer haben Leichen im Keller
Die Fortsetzung des unerwarteten Kassenschlagers «Don’t Breathe» aus dem Jahr 2016 vereint uns einmal mehr mit seinem blutrünstigen Anti-Helden. Als eine Gruppe von Eindringlingen seine kleine Welt bedroht, ist Norman Nordstrom (Stephen Lang) einmal mehr gezwungen, sich und die Leichen in seinem Keller zu verteidigen.
Norman Nordstrom (Stephen Lang), der Vergewaltiger und Mörder, der im ersten Film die Frau kidnappt, die seine Tochter in einem Autounfall getötet hat, sie mit Hilfe einer Truthahnpipette schwängert und sie im Keller einsperrt, bis sie ihm das Kind gebärt, das sie ihm schuldet, meldet sich zurück. Diesmal brechen drei Bösewichte in das Heim des Blinden, aber gefährlichen Golfkriegs-Veteranen ein, der dort mit dem 11-jährigen Mädchen Phoenix (Madelyn Grace) lebt. Er scheint die Familie nachgebildet zu haben, die ihm vor vielen Jahren weggenommen wurde. Als die Einbrecher Phoenix Haus entführen wollen, sieht dieser rot.
Das Vergnügen an Horror-Filmen ist es, dass wir aus sicherer Distanz sehen, wie anderen Menschen schlimme Dinge passieren. Wenn solche erfolgreiche Filme dann eine Fortsetzungen generieren, folgen wir meist den Widersachern wie Jason aus «Freitag, der 13.» oder Freddy Krüger von «Nightmare, mörderische Träume», denn niemand ist für einen Horrorfilm so wichtig wie der Schurke. Und manchmal wird dem Bösewicht sogar erlaubt, sich neu zu erfinden wie Hannibal Lecter, der in «Das Schweigen der Lämmer» Clarice Starling hilft, den Bösewicht Buffalo Bill zu fangen. Oder Arnold Schwarzenegger mutiert von einer Killermaschine in «Terminator» zum Beschützer des Protagonisten in «Terminator 2».
«Don’t Breathe 2» versucht uns weiss zu machen, dass Norman Nordstrom eine solche Kehrtwende absolviert hat. Er wird als tierliebende, fürsorgliche Vaterfigur präsentiert, die seinem Schützling die Kunst des Überlebens beibringt. Denn Detroit ist voller böser Schurken. Natürlich weiss Nordstrom, warum er das tut, denn die Art und Weise, wie er an Phoenix gekommen ist, ist alles andere als legal. Deshalb tauchen eines Tages auch die erwähnten bösen Schurken auf ihrer Türschwelle auf, um Phoenix zu entführen. Angeführt von einem speziell widrigen Schuft namens Raylan (Brendan Sexton III) ist die Ausführung des Entführungsplans aber so abstossend, dass Nordstrom plötzlich als das geringere Übel erscheint. Das macht ihn aber nicht minder problematisch. Schliesslich schlägt er das Gesicht eines seiner Gegners mit einer Schaufel ein, vor den Augen des Mädchens, das ihn schreiend und unter Tränen anfleht, aufzuhören. Er weint zwar über den Tod eines Haustiers, leimt aber gleichzeitig das Maul und die Nase eines Widersachers mit Sekundenkleber zu. Norman untergräbt ständig unsere Fähigkeit, uns mit ihm identifizieren zu können, oder zu wollen.
Fünf Jahre nach der Veröffentlichung des Originals fühlt sich «Don’t Breathe 2» wie ein Film für Fans an, die nicht mehr existieren. Die Fortsetzung hat weder den Überraschungseffekt, noch die Nuancen des Originals. Der Film arbeitet in erster Linie mit traditionellen religiöse Themen. Eine Nachbarin sagt zu Nordstrom: «Du bist ein schlechter Mann, der schlimme Dinge getan hat. Oder zumindest glaubst du das.» Sie beteuert, dass Gott ihm vergeben wird und er sein Leben ändern kann. Aber Nordstrom glaubt nicht daran.
Themen wie Vergebung und Widergutmachung sind sicher interessant, funktionieren aber mit der schon als Schweinehund etablierten Figur von Norman Nordstrom nicht. Ist ein Vergewaltiger weniger übel, wenn er ein Herz für Tiere hat? Ist ein Kidnapper weniger böse, weil er für seine Entführte sorgt? Die Antwort auf diese Fragen ist natürlich NEIN. Ein klügerer Film hätte diese moralischen Dilemmas vielleicht aussortieren können. Aber «Don’t Breathe 2» ist nicht dieser Film.
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Kommentare
Die fehlende Spannung macht man durch brutale Kämpfe wett. Daraus ensteht ein zweiter Teil, der in keinster Minute an das Original heranreicht. Sowas kriegen wir normalerweise direkt fürs Heimkino.
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