Illusions perdues Belgien, Frankreich 2021 – 149min.
Filmkritik
Die verkaufte Seele oder Hans auf Glückssuche
Xavier Giannolis prächtiger Historienfilm nach einem gesellschaftskritischen Roman von Honoré de Balzac lässt sich auch als Anspielung auf den überhitzten Social Media-Wahn von heute verstehen.
Xavier Giannolis Verfilmung des gleichnamigen Gesellschaftsromans von Honoré de Balzac führt bilderprächtig in die zunehmend vom Geldadel regierte erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Beginnend als unstatthafte Romanze zwischen einem begabten aber mittellosen jungen Dichter und einer Dame der besseren Gesellschaft, verwandelt er sich zunehmend in die Geschichte um eines jungen Mannes verzweifelter Glücksuche in einer Gesellschaft, die ethische Werte kaum mehr kennt.
Mit viel Liebe zum Detail schildert der Film die journalistische Arbeit von vor über 200 Jahren und stellt die noch heute aktuelle Frage nach Freiheit und Faktentreue der Presse; am Beispiel von Claqueuren wird zudem gezeigt, wie sich Erfolg auf der Bühne kaufen lässt. «Illusions perdues» ist mit Cécile de France und Benjamin Voisin in den Hauptrollen glänzend besetzt, aber auch Gérard Depardieu als blasierter Verleger und Salome Dewaels in der Rolle von Luciens zweiter Geliebter punkten mit Spielfreudigkeit. Ein unterhaltsames Leinwandstück, das clever zum Nachdenken anregt.
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