Tromperie Frankreich 2021 – 105min.
Filmkritik
Drei Engel für Philip
Der Film von Arnaud Desplechin, der 2021 für die Goldene Palme in Frage kam, verfilmte den gleichnamigen Roman des Schriftstellers Philip Roth. Eine einzigartige Ode an das Kino, um Beziehungen und die Tiefen der Seele zu ergründen.
In Anlehnung an die Formel von Nathan Zuckermans Figur, die sich in «Gegenleben» (1986) als «Theater» bezeichnete, ist «Tromperie» eine Stichprobe in Splitteransicht der verschiedenen Versionen seines Charakters. Ein aus Sketchen zusammengesetzter Schriftsteller, der sich im Laufe seiner Abenteuer offenbart. Philip liebt Frauen umso mehr, je mehr sie seinen Erzählungen dienen. Der von Philip Roths Roman (im Original «Deception») begeisterte Arnaud Desplechin brauchte fast zehn Jahre, um das Projekt auszuarbeiten. In Zusammenarbeit mit der Drehbuchautorin Julie Peyr («Les fantômes d'Ismaël») mischt der Filmemacher die Karten der ursprünglichen Erzählung neu und markiert seine Geschichte in Kapiteln, letztlich eine Liebesgeschichte, die vom «Herbst» bis zum «Sommer» erzählt wird.
Ein Film mit makelloser, psychoanalytischer Phrasierung, der durch die Fotografie von Yorick Le Saux verherrlicht wird. So begegnen sich Léa Seydoux (bemerkenswert) und Denis Podalydès (von schneidender Genauigkeit), lieben und zerreißen sich auf einem sehr bürgerlichen Ball, der sich selbst durchdenkt und analysiert. «Tromperie» handelt von Sexualität, ehelichen Rollen, dem britischen Mandat in Israel, jüdischer Identität, Kindsmord, Krebs, kreativer Inspiration, Sexismus, Frauenfeindlichkeit, Verführung...
Ein Film mit weitschweifigen Themen, die in einem sensiblen, intimen und sogar grausamen Rahmen wiedergegeben werden, wenn die berührende Figur von Emmanuelle Devos die Lebenden an die Dringlichkeit eines intensiven Lebens erinnert. Als glühender Verehrer Kafkas schöpfte er aus den Tränen der Frauen in seinem Leben das Salz seiner Romane und schrieb 1990 schrieb Philip Roth auch einen Prozess, eine grandios adaptierte Szene seines Alter Egos.
«Tromperie» (der Roman) hatte die #Metoo-Bewegung des kommenden Jahrhunderts in seinem Herzen und erzählte uns bereits von den Beziehungen zwischen Unterdrückung und Besessenheit. Arnaud Desplechin, der in Cannes regelmässig in der Offiziellen Auswahl vertreten ist und gerade «Frère et sœur» vorgestellt hat, setzte seine Erforschung der menschlichen Beziehungen fort.
Ein Liebeswalzer, in dem der Handel mit Gefühlen einfliesst. Eine psychologische, melancholische und Meta-Partitur; der Filmemacher adaptiert ein Vokabular, das ihm sehr gut steht und so fragwürdig die Figur auch sein mag, die selbstzentrierte Fabel seines Werks und seiner Groupies porträtiert eine Epoche und ihre Fehler.
Übersetzung aus dem Französischen von Théo Metais durch Zoë Bayer.
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