Adiós Buenos Aires Argentinien 2022 – 94min.
Filmkritik
Ein Leben im Takt der Musik
«Adios Buenos Aires» ist vieles zugleich. Romantische Komödie, Drama über die Wirtschaftskrise, Problem- und Musikfilm und bei all dem immer spritzig erzählt, ganz zu schweigen von der tollen Tango-Untermalung.
Buenos Aires im November 2001: Argentinien steckt in der Krise, der Peso erlebt einen beispiellosen Absturz. Julio Färber gehört der Tango-Band Vecinos de Pompeya an, aber jeden Monat verdient die Gruppe weniger, und auch der Schuhladen, den er von seinem Vater geerbt hat, wirft immer weniger ab. Julio beschliesst, Buenos Aires Lebwohl zu sagen und sein Glück anderswo zu suchen, doch bevor er die Flugtickets kaufen kann, friert die Regierung alle Bankkonten über Nacht ein. Unruhen brechen aus, als die Taxifahrerin Mariela in Julio hineinfährt und sein Auto – alles, was er noch von Wert hat – zu Schrott fährt. Aber sie könnte auch die Frau seines Lebens sein …
«Adios Buenos Aires» ist ein erfreulich leichtherzig erzählter Film über einen Mann, der nach und nach alles verliert, aber daran nicht zerbricht. Das ist erhebend, weil es der Film auch versteht, die Höhen und Tiefen des Lebens schön einzufangen. Mag man pleite sein und sich inmitten einer Finanzkrise mit dazugehörigen Unruhen befinden, so hält das Leben doch auch immer etwas Schönes bereit.
So ist der Film auch ein Ausflug in die Gefilde der romantischen Komödie, nie überzogen, nie zu witzig, aber amüsant, sympathisch und durchweg nett. Zudem spricht der Film viele verschiedene Themen an. Menschen, die sich zu alt fühlen, junge Menschen, die keine Perspektive mehr sehen, Töchter, die nicht weg von zuhause wollen – und das alles untermalt von den dynamischen Tango-Klängen.
Die Musik ist ein essenzieller Bestandteil des Films. Sie erzählt von der Liebe und dem Leben, vom Lachen und vom Leiden und wird zu einer Art eigenem Hauptdarsteller. Dabei ist sie nie aufdringlich, sondern unterstützt das Geschehen. «Adios Buenos Aires» ist alles in allem ein wirklich schöner Film, der durchaus inspirierend wirkt und am Ende mit der Botschaft aufwartet, dass sich für jede Tür, die sich schliesst, auch eine andere öffnet. So ist das Leben – im Kino, aber auch überhaupt.
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Kommentare
Ein heiterer, berührender Spielfilm für einen lauschigen Sommerabend. Bei dem wir viel über die jüngere Geschichte aus Argentinien lernen und von feinster Tanzmusik begleitet werden.
Genial die Szene, in der der Regisseur German Kral Bezug zu den "Kochtopf-Protesten" nimmt, bei denen die Polizei 2001 auf der Plaza de Mayo auf Demonstrierende schiesst, während oben im üppigen Saal der korrupte Minister eine Party für seine Frau aufwirft ... und gleichzeitig der Sänger unserer Kombo den bekannten Gassenhauer »Cambalache« (Enrique Santos Discépolo, 1934) anstimmt, in dem es treffend heisst: »Dass die Welt ein Saustall ist, das weiß ich schon längst. (…) Dass aber das 20. Jahrhundert ein Aufmarsch an dreister Bosheit ist, das kann niemand länger leugnen.«… Mehr anzeigen
Ein muss für alle, die den Charme von Buenos Aires schon mal live erlebt haben. Ich war per Zufall in dieser Krisenzeit dort unterwegs. Sehr unterhaltsames Meisterwerk, Argentinischer Schalk vom Feinsten. Auch für alle, bei denen das Spanisch ein bisschen vergessen gegangen ist. Kein Schulspanisch aber Argentinischer "habla de la calle" mit wunderbaren Schauspielern.… Mehr anzeigen
Die Musik (und die Musiker) tragender Bestandteil des Films, wünshcte mir, verstünde die Texte ohne die Untertitel.
Filmplakat zum Glück erst NACH dem Film gsehn - SPOILERALARM:
spoilert genau, was bis knapp vor Schluss offen
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