Ardente.x.s. Schweiz 2022 – 96min.
Filmkritik
Die Erforschung der Lust
«Ardente.x.s.» ist der erste Spielfilm des Regisseurs Patrick Muroni und porträtiert ein queeres Kollektiv, das pornografische Filme erstellt. Ein roher Dokumentarfilm, der beim Festival Vision du Réel 2022 im Nationalen Wettbewerb gezeigt wurde.
Mélanie, Nora, Mahalia, Olivia, Julie: 2018 gründen sie die Firma «Oil Production», eine Produktionsfirma, die nicht wie jede andere ist. Denn dieses Kollektiv aus jungen Frauen und queeren Menschen aus Lausanne hat sich zum Ziel gesetzt, pornografische, ethische und dissidente Filme zu produzieren und zu drehen. Ein intimes und unverkrampftes Porträt.
Pornografie: Auch wenn die Debatte über ihre Wirkung in der Bevölkerung tobt, ist ihre Allgegenwärtigkeit nicht zu leugnen. Fernseher, Computer, Mobiltelefone - die Medien sind vielfältig, das Angebot ist es noch mehr. Aber weit entfernt von einer einheitlichen Sicht auf die Sexualität will «Oil Production» Filme schaffen, die weit entfernt von heteronormativen und patriarchalen Klischees sind. Es ist mehr als ein einfaches Kollektiv, es ist eine Gemeinschaft, die zusammenhält und solidarisch ist. Unter einer gemeinsamen Flagge mit Sicherheit und Komfort als Aushängeschild setzen sie sich für einen ethischen und respektvollen Porno ein. Während der Dreharbeiten zu einer einsamen Vergnügungsszene bestand Mahalia Taje Giotto hinter der Kamera darauf, dass ihr Darsteller so viele Pausen machen kann, wie er möchte, und dass er essen kann, wenn er es braucht. Das Vertrauen ist spürbar und geht über die Leinwand.
Während intimere Momente, einzeln oder in kleinen Gruppen, die Mitglieder des Kollektivs vorstellen, sind es die Gruppenszenen, von denen die wahre Energie des Spielfilms ausgeht. Bei den Dreharbeiten, bei Treffen, in ihrem Privatleben: Ihre Diskussionen, die auf natürliche Weise, ohne Umwege und Tabus geführt werden, zeigen die Sexualität in den unerwartetsten Winkeln des Alltags. Lange, kontemplative Szenen tragen zu dieser Erforschung der Lust bei. Diese Szenen sind zunächst still und werden nach und nach von einem passenden Techno-Rhythmus geprägt. Dieser Rhythmus findet sich auch in der nicht linearen Aufteilung des Dokumentarfilms wieder, die eine dynamische und positive Sicht auf diese allzu oft verunglimpfte Welt ermöglicht. In grösseren Einstellungen zeigen sich die nackten Körper in ihrer Gesamtheit. Auch wenn die Handlungen pornografisch bleiben, werden sie nicht über das ursprüngliche Vorhaben hinaus sexualisiert. Keine aufdringliche Grossaufnahme, keine abgerissene Nacktheit. Die Zustimmung ist das Schlüsselwort.In seinem Dokumentarfilm stellt uns Patrick Muroni Naturgewalten vor: Frauen, queere, leidenschaftliche Menschen, die bereit sind, eine echte und tiefgründige Debatte über die Darstellung der Sexualität und die Erforschung der Lust zu eröffnen. Ein wenig ritualisiert, ein wenig meditativ, wird der Geschlechtsakt in all seiner Natürlichkeit wieder normalisiert. Ein wildes und faszinierendes Werk.
Übersetzung aus dem Französischen von Maxime Maynard durch Zoë Bayer.
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Kommentare
Selbstgerechte, ultranarzisstische LGBTQ-Propaganda. Null Punkte.
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