CH.FILM

Becoming Giulia Schweiz 2022 – 103min.

Filmkritik

Sich als Mutter neu erfinden

Irene Genhart
Filmkritik: Irene Genhart

Die Schweizer Filmemacherin Laura Kaehr begleitet eine Solotänzerin des Zürcher Opernhaus Balletts nach dem Mutterschaftsurlaub zurück in den Berufsalltag. Die Langzeitstudie thematisiert die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, lässt gleichzeitig aber auch hinter die Kulissen eines knallhart durch den Wettbewerb bestimmten Theaterbetriebs blicken.

Einige Wochen nach der Geburt ihres Sohnes kehrt die Solotänzerin Giulia Tonelli 2019 ins Ballettensemble des Zürcher Opernhauses zurück. Sie hat Tanz und Bühne schmerzlich vermisst. Doch Familie und Beruf im Alltag zu vereinen, erweist sich als diffiziler Balanceakt. Ihren emotionalen Bedürfnissen und Verpflichtungen als Ehepartnerin und Mutter gerecht zu werden und ihre Ziele als Tänzerin weiterhin zu verwirklichen, bedeutet für Tonelli, sich ein Stück weit neu zu erfinden.

Als frischgebackene Mutter wieder in den Beruf einzusteigen, ist für jede Frau eine Herausforderung, für eine Primaballerina oft eine besonders grosse. Nicht nur wegen der unüblichen Arbeitszeiten, sondern auch, weil sie nach der Geburt besonders hart trainieren muss und die Position als Solotänzerin nicht garantiert ist.

Die Schweizer Filmemacherin und Drehbuchautorin Laura Kaehr, die selber über eine Ausbildung als Profitänzerin verfügt, begleitet Giulia Tonelli in ihrem Dokumentarfilm-Erstling über drei Jahre. Im Alltag mit Partner und Kind. Beim Training und bei Proben. Bei kurzen Wortwechseln in den Gängen des Opernhauses und bei der Begegnung mit der britischen Choreografin Cathy Marston, bei der sich neue berufliche Perspektive eröffnen.

Kaehr verzichtet auf Voiceover und Kommentar, die Kamera (Felix von Muralt, Stéphane Kuthy) verfolgt Tonelli meist aus grosser Nähe. Im Verweis auf die gesellschaftspolitische Position von Frauen ist «Becoming Giulia» das feinfühlige Porträt einer Künstlerin, die beeindruckend mutig ihren Weg sucht.

20.03.2023

4

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Kommentare

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SamanthaL86

vor einem Jahr

It s extremely well done.. I got so touched. Inspiring and real. A great portrait of a world we know so little about and it s shown with delicacy and realism. I highly recommend it.


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