Lichtspieler Schweiz 2022 – 103min.
Filmkritik
Pioniergeist und Forscherglück
Nachdem sie lang als verschollen galten, wurden die frühesten Filmaufnahmen aus der Schweiz 2018 in Frankreich entdeckt. Geschossen hat sie François-Henry Lavanchy-Clarke. «Lichtspieler» blättert das Leben des umtriebigen Filmpioniers und Unternehmers auf und vermittelt gleichzeitig rare Einblicke in den Schweizer Alltag zur vorletzten Jahrhundertwende.
Bei der Landesausstellung von 1896 führte der Schweizer Unternehmer François-Henry Lavanchy-Clarke (1848-1922) die ersten in der Schweiz gemachten Filmaufnahmen vor: Lavanchy-Clarke geriet danach in Vergessenheit. 2018 aber entdeckte man in Frankreich 50 von ihm gedrehte Filme. «Lichtspieler» erzählt die Geschichte ihrer Entstehung, aber auch die ihres Schöpfers. Gleichzeitig vermittelt er einen Eindruck davon, wie aufwändig die Restaurierung alter Filme ist und welches Glück ein solch rarer Fund für die Forschung bedeutet.
Selten ist in einem Film die Freude der Filmemachenden über Entdecktes derart spürbar wie in «Lichtspieler». Jahrelang hat sich der Basler Filmhistoriker Hansmartin Siegrist mit dem Schweizer Filmpionier François-Henry Lavanchy-Clarke beschäftigt und dabei bloss einen, 1896 auf der Basler Rheinbrücke entstandenen Film zur Verfügung gehabt. Doch zwanzig Jahren nachdem Siegrist diesen 1995 eingehend analysiert hatte, entdeckte man in Cannes Lavanchy-Clarkes Nachlass und im französischen Filmarchivs 50 seiner Filme. Ein Teil von ihnen bildet sorgfältig restauriert den Kern von «Lichtspieler».
Verschiedene Historikerinnen und Archivare erläutern die historischen Aufnahmen und verorten Lavanchy-Clarkes Wichtigkeit in Bezug auf die Schweizer Mediengeschichte. «Lichtspieler», angereichert mit Anekdoten aus Lavanchy-Clarkes turbulentem Leben, ist kurzweilig und spannend. Er bereichert nicht nur die Frühgeschichte des Schweizer Films um einige wichtige Fakten, sondern vermittelt auch nachhaltige Eindrücke von der Lebenswirklichkeit in der Schweiz zur vorletzten Jahrhundertwende.
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Kommentare
Ein sehr interessanter, sehr gut recherchierter und unterhaltsamer Film, sorgfältig gemacht, mit einer ansprechenden, eigenständigen, teilweise ungewohnten Bildsprache, welche der faccettenreichen Persönlichkeit von Lavanchy-Clark angemessen und gewachsen sind. Empfehlenswert!
Tolle Recherche, tiefe historische Weite, subtil untermalt durch ein Trio, eine erhellende Gedankenreise.
Wenn ich's recht gesehen hb, wurde der letzte teil eines Familienfilmschnipsels aufgespart für gelungene Schlusseinstellung.
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