CH.FILM

Kleine Insel Schweiz 2022 – 105min.

Filmkritik

Am Rand der Stadt fliesst ein Fluss

Filmkritik: Maxime Maynard

«Kleine Insel» ist der Gewinner des Grossen Preises in der Kategorie Internationaler Wettbewerb Langfilme beim Festival Visions du Réel 2022 und das erste Langformat des Schweizer Regisseurs Tizian Büchi. Ein Werk an der Schnittstelle zwischen den Genres, das Traumhaftes, Dokumentarisches und Fiktionales vermischt.

Zwei Sicherheitsleute streifen durch die Strassen einer Siedlung in Lausanne. Der erfahrene Daniel teilt sein Wissen mit dem Neuling Ammar. Tag und Nacht, in der Hitze des Sommers, ziehen sie durch die Gegend und sichern den Zugang zur Vuachère, dem Fluss, der sich durch die Landschaft zieht. Auf der Strasse oder von ihren Fenstern aus beobachten die Nachbarn, diskutieren und teilen sich mit.

Der Film «Kleine Insel», der beim Dokumentarfilmfestival in Nyon seine Weltpremiere feierte, ist ein meditatives Werk. Die festen Einstellungen beobachten und belauschen ein schillerndes Zusammenleben zwischen Natur und Stadt. In den Windungen einer Vielzahl von auditiven Reizen wiegt die Musik durch ihre Abwesenheit schwer und wird von den Sprachmelodien des Spanischen, Portugiesischen und Arabischen verdrängt, die für die Bevölkerung mit Migrationshintergrund in dieser Gegend typisch sind. Als Antwort darauf singen die Vögel und das Rauschen des Flusses ist allgegenwärtig.

In dieser hybriden Landschaft, die von Interviews mit den Bewohnern des Viertels unterbrochen wird, wandern Daniel und Ammar herum und diskutieren. Der Grund für ihre Arbeit bleibt unbekannt. Ein Geheimnis, das durch den magischen Realismus der subtilen Komposition noch verstärkt wird. So schluckt langsam ein Nebel das Bild; in der Ferne ertönen mysteriöse Schreie: ein strenger Naturalismus, der die Teilnahme des Publikums fordert und die Spiritualität des Werks von einer individuellen Sichtweise abhängig macht. Aber auch wenn «Kleine Insel» zunächst schwer zugänglich erscheint, ist die Einfachheit und der Einfallsreichtum seiner Poesie voll und ganz zu geniessen.

Aus dem Zusammentreffen von dokumentarischer Erzählung und fiktionalem Werk entstand «Kleine Insel», ein mysteriöses Projekt von Tizian Büchi mit fantastischen Anklängen, das verwirren kann, aber auf ruhige Art und Weise einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Übersetzung aus dem Französischen durch Maria Engler

11.07.2023

3.5

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